laut.de-Kritik
Heiterer Songwriter-Folk mit stilistischer Offenheit.
Review von Martin LeuteVon der Antifolk-Szene rund um das New Yorker Sidewalk Café hat sich der Gitarrist und Sänger Turner Cody insofern emanzipiert, als sich seine einst schlicht instrumentierten Songs seit seinem Deal mit BB Island reichhaltiger orchestriert und weniger spröde produziert präsentieren. Einen dezenten Lo Fi-Charme hat er sich dennoch bewahrt.
Wie sich eine eingängigere Ausrichtung des Schaffens gestalten kann, ohne die eigenen musikalischen Ansprüche und die Verschrobenheit zurückzustellen, haben Kollegen und Freunde wie Adam Green und die ihm auch stilistisch nahe stehenden Jungs von Herman Düne veranschaulicht. Dennoch ist der Antifolk als Geisteshaltung und als eine nach allen Seiten offene Auslegung des Genres Folk auch auf Codys drittem offiziellem Album "Gangbusters!" allgegenwärtig.
Was das Album "60 Seasons" bereits andeutet und "First Light" fortführt, bestätigt sich auch auf diesem Werk: Turner Cody ist ein gewitzter Liedermacher mit Dylanscher Textlastigkeit und der Tendenz zu dessen Sprechgesang, der das unaufgeregte Zusammenfließen von Text, leichtfüßigen Melodien und Rhythmus nahezu perfektioniert hat.
Mit seinem smarten Retro-Appeal klingt er stets wie ein aus der Zeit gefallener Singer/Songwriter, der seine unaufgeregten und ohrgängigen Kompositionen mit beeindruckender Selbstverständlichkeit mit Anleihen aus Jazz, Blues, Country und Rock garniert. Mit seiner abgehangenen Lässigkeit auf allerhöchstem Niveau hat er es fernab von aktueller Hipness zu zeitloser Eigenständigkeit gebracht. Die melodieselige Kindlichkeit geht hier Hand in Hand mit der Seriosität des Folksängers.
Wenn er sich nicht mit gezupfter Gitarre als melancholischer Solist präsentiert ("Lost As Lost Can Be", "You Know That About Me"), hat er für die heiter-charmanten Inszenierungen Herman Düne als Rhythmussektion und Musiker von The Wowz an seiner Seite, während Jon Natchez und Kelly Pratt von Beirut Songs wie "Back In The Land Of The Living", "Au Revoir" oder "Big Surprise" mit gutlaunigen Bläser-Arrangements veredeln.
Entzückend tönen auch die lieblichen Backing Vocals, die gerne zu sanften und verspielten Chören anschwellen und die eingängigen Refrains ausmalen ("Forever Holds", "When We Go", "Nobody Like You") oder das Piano, das verspielt der Blueslinie der Gitarre folgt ("Nobody Like You").
Turner Cody liegt das theatralische Spektakel fern. Es ist dieses sympathische Understatement und diese mit atmosphärischer Spannung gepaarte Gelassenheit, die diese Lieder auszeichnen. Mit "Gangbusters!" hat er sein bisher kohärentestes Werk vorgelegt und gefällt mit flauschigem Songwriting, das sich nicht aufdrängt und seine Größe und Zeitlosigkeit aus eben jener vermeintlichen Beiläufigkeit gewinnt.
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