laut.de-Kritik
Herzschmerz, sexuelle Anspielungen, hypnotisierende Beats und Texte.
Review von Nkechi Uzoma"Southern Hummingbird" ist ein Potpourri aus melodischen Allerwelts-Soultracks, innovativ produzierten R'n'B-Songs und Ausflügen in 70er Disco- bzw. Akustikmusik. Tweet wählt einen unexperimentellen, langsam-souligen Einstieg in das Album, "Smoking Cigarettes" ist ein guter Anfangshappen. Ein sehr melodischer Song mit fettem trompetenartigem Beat im Hintergrund. Das Lied ist kein Aufruf zum Kettenrauchen, sondern stellt allseits bekannte Gefühle der Frauen dar: "Wondering where you've been/Smoking cigarettes at night ..." Kennt man doch Ladies, oder?
Plötzlich und unerwartet macht das Album einen krassen musikalischen U-Turn. Von einem Moment auf den anderen werden die Tracks grooviger, sind plötzlich behaftet mit Beats, die auch dann im Ohr hängen bleiben, wenn die Party vorbei ist. So ist "Boogie2Nite" sehr tanzlastig, was aber gefällt. Doch bald zieht sich Tweet wieder zurück auf die langsamere Schiene, kann sich aber im Folgenden nicht entscheiden, welcher Sound ihr besser gefällt. So wirkt das Ende der Platte eher unentschlossen, schwankt zwischen langsamen und schnelleren Nummern. Ein Lied erlangt auch hier meine ungeteilte Aufmerksamkeit: "Motel" ist ein nur von Akustikgitarre begleiteter Track mit hörenswertem Chorus: "Go To Hell, Baby, Cause I know I saw you go into a Motel"! Man möchte fast unisono mit Tweet: "Du verdammter Mistkerl!" schreien.
Unüberhörbar sind Tweets häufige sexuelle Anspielungen wie bei "Oops (Oh My)" oder auch "Call Me". Beide sind von Timbaland mit eingängigen, fast hypnotisierenden Beats und Texten produziert, die von sexuellen Anspielungen nur so triefen. Mit dem Lover in der Hinterhand und ständiger Verfügbarkeit lebt es sich um einiges besser, suggeriert "Call Me". Das Selbstverständnis und die Unverblümtheit dieser Tracks ist nicht alltäglich, hat aber was.
Insgesamt ist "Southern Hummingbird" eindeutig ein Frauenalbum. Es handelt von Herzschmerz, Abrechnung mit Männern und Selbstsicher- sowie Selbstverliebtheit der Frau. Stimmlich kann Tweet nicht so überzeugen, an manchen Stellen der CD kann ich eine leichte Monotonie nicht verhehlen. Ich gebe aber gern zu, dass mich die Geschichte dieser Frau sehr fasziniert. Außerdem ist "Southern Hummingbird" textlich weit vorn: frische, freche, unverblümte Lyrics, die sich hören lassen.
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