laut.de-Kritik
Wie MGMT mit Schulterpolstern.
Review von Hannes WesselkämperGeorge Lewis Jr scheint ein Mann zu sein, der die Achtziger abgöttisch liebt. Verspielter Synthie-Pop und der Weltschmerz der Smiths bilden die Grundlage für den Sound seines Ein-Mann-Projekts Twin Shadow. Brooklyner Lokalkolorit muss man beim "next big thing" aus dem New Yorker Borough jedoch nicht missen: Hinter den Reglern des Debütalbums "Forget" steht Chris Taylor, der Strippenzieher hinter Grizzly Bear.
Klar, Achtziger-Retro-Pop ist nicht gerade eine exklusive Wahl am heutigen Pop-Büffet. Unmotiviert eingesetzte Synthies und zwanghafte Drum-Machine-Beats sucht man bei Twin Shadow aber glücklicherweise vergeblich. Der Schnurrbartträger mit der einprägsamen Tolle verbindet Retro-Sound mit mannigfaltigen Klangspielereien.
"When We're Dancing" ist, wie der Titel schon erahnen lässt, einer der coolsten Abschlussball-Schunkelsongs aller Zeiten. Verträumte Synthies wechseln mit treibenden Gitarrenparts, was ein interessantes – weil wirres – Klangbild ergibt. Ein bisschen wie MGMT mit Schulterpolstern.
Bass und Synthesizer sorgen für ein hohes Mitwipp-Potenzial, das Twin Shadow über die gesamten 40 Minuten des Langspielers hält. Tanzbares, Träumerisches, Verspieltes und Melancholisches findet man in den teilweise sehr komplexen Verzweigungen des Albums.
Eine wahre Hymne gibt es zum Glück auch: Im Refrain von "Slow" croont die hallende Stimme des wahrhaftigen Morrissey durch den Raum, so jedenfalls scheint es. Ein einfacher Beat und ein Basslauf, der stark an New Order erinnert, begleiten Twin Shadow auf seiner rasanten Hommage-Achterbahn. Dies mag zwar unbestreitbare Höhepunkt des Albums sein, jedoch gliedert sich der Song perferkt in das insgesamt homogene und sehr hörbare Debüt ein.
2 Kommentare
auch wenn der vergleich in america ausschließlich durch den lo-fi produktions-charakter gezogen wurde, hat mich das "how to dress well - love remains" mehr überzugt. 'forget' wollte nie bei mir zünden.
sind die wirklich wie mgmt?