laut.de-Kritik
Wo soll das alles noch hinführen? Das weiß wohl nur Bono alleine. Der Wahnwitz nimmt in diesen zwei Stunden kein Ende.
Review von Alexander CordasWo soll das noch hinführen? Die Gigantomanie, die die vier Iren mittlerweile an den Tag legen, ist mit jedem weiteren Event immer schwerer zu toppen. Alleine die Ausmaße der 360°-Bühne lassen den Betrachter mit offenem Mund vor der Arena und jetzt vor dem Fernseher verharren. Das für diese Disc aufgenommene Konzert fand im ehrwürdigen Rose Bowl zu Pasadena statt, wo schon die Herren von Depeche Mode ihr "101" für die Nachwelt festhielten. Läppische 97.000 Fans fanden den Weg in das possierliche Rund, um eine Band abzufeiern, die es versteht, sich audiovisuell in Szene zu setzen.
Ebendies geschieht - abgesehen vom Bombast der Bühnenshow - im erwartbaren Rahmen. Wieder einmal bekommt man mit "360° At The Rose Bowl" einen Konzertmitschnitt vorgelegt, der im Hasenfick-Rammeltempo zusammengeschnitten wurde. Es hat den Anschein, als ob der Wahnwitz kein Ende nimmt.
Während des Films beschleicht einen ab und an das Gefühl, nicht einmal mehr blinzeln zu dürfen, da man sonst die nächste Kameraeinstellung verpassen könnte. So manche Rockpalast-Aufnahme nimmt sich im Vergleich zu diesem Schnipselwahn wie eine Reminiszenz an die Video-Steinzeit aus. Aber der Kunde gewöhnt sich an alles, man muss es ihm nur oft genug in die Rübe kloppen.
Deshalb haben die Macher die Chance vertan, die Atmosphäre als Ganzes wiederzugeben. Kaum einmal kommt die DVD dem Live-Erlebnis nahe. Man sitzt eben wirklich und wahrhaftig 'nur' vor der Glotze. Die etwas schludrigen Kamerafahrten sind wahrscheinlich dem künstlerischen Aspekt geschuldet, nicht nur einen schnöden Konzertfilm zu machen, sondern diesen mittels artsy fartsy-Kamera-Einstellungen etwas aufzupäppeln.
Welchen Mehrwert Handheld-Kameras bieten, sollte man auch einmal definieren: Der Hang zum Wackel-Effekt ist mindestens genauso nervig wie die schnelle Schnittfrequenz. Trotzdem: An der Performance der vier Herren gibt es absolut nichts auszusetzen. In Topform juckeln sie durch die verschiedenen Abschnitte ihrer Karriere.
Positiv hier, das nicht allzu viel überarbeitet wurde, denn ab und an klingt sogar ein Bono im Ton etwas schräg. Dem Sound mangelt es aber des Öfteren an einer peppigeren Dynamik. Will heißen: der Wechsel zu lauteren Parts - wie etwa bei "Beautiful Day" - kommt rüber wie in Watte gepackt.
Die Extra-Sektion der Disc hält ein paar schöne Filmchen bereit. Hier ist vor allem "Squaring The Circle" erwähnenswert: Über eine halbe Stunde erzählen die Verantwortlichen die Geschichte von der Idee bis zur Umsetzung der gigantischen Bühnenshow.
Mit ein paar Schwächen in der B-Note kann "360° At The Rose Bowl" dennoch voll überzeugen. Ein schönes Greatest Hits-Programm im entsprechenden Rahmen. Aber was jetzt noch kommen soll? Das weiß wohl nur Bono alleine.
2 Kommentare
4/5 trotz Schnipselwahn?
Naja, angucken werd ichs.
Die Scheibe liegt bei mir schon seit Wochen.. allein an Zeit fehlt es gerade :-/