laut.de-Kritik
Verrückt, genial, furios, total verpeilt und dennoch stringent.
Review von Michael EdeleOh Mann! die Kanadier von Unexpect definieren den Begriff 'Hirnfick' komplett neu. Ich habe mir bisher ja immer schon etwas darauf eingebildet, dass ich Confessors "Condemmed"-Scheibe am Stück durchhören konnte, ohne mehr als ein leichtes Knuspern hinter den Augen zu verspüren. Unexpect beschränken sich nicht auf ein Knuspern. Hier sagt das Hirn irgendwann: "Das war's, ich bin raus!" und alles weitere versumpft in den Grenzgebieten zwischen Genie und laut.de-Redaktion ...
Vollkommen abgedreht, jenseits jeglicher Konventionen und außerhalb dessen, was der normale Musikkonsument als ansprechend ansieht, präsentieren Unexpect ihr zweites Album. Wer Progressive immer mit verschachtelten Songstrukturen, irrwitzigen, instrumentalen Leistungen, ein Dutzend Breaks pro Sekunde und nervenzerrenden Soundkollagen gleichsetzt, bekommt mit "In A Flesh Aquarium" sozusagen seinen feuchten Traum auf einem Silberling präsentiert. Und nein, es liegt keine Porno-DVD bei ....
Wie Eingangs schon erwähnt, dürften sich auch Fans von Confessor, Watchtower und Konsorten mit den Kanadiern schwer tun. Viel eher sollten Freunde von Dillinger Escape Plan und Co. der Scheibe ein Ohr leihen. Denn irgendwie haftet dem Sammelsurium aus weiblichem Gesang, unterschiedlichen männlichen Stimmen (von klarem Gesang, über shouten bis hin zu grunzen und röcheln), Violine, Klavier, Gitarren und einem 9-saitigem Bass (braucht kein Schwein!) der Geschmack des pseudointellektuellen Musikstudenten an. Oder doch nicht? Fuck, ich bekomm 'n Knick im Hirn ...
Wie zur Hölle soll man denn ein Album beschreiben, das Zigeunermusik mit Black Metal, Grindcore, Jazz, Electronic, Klassik, Ambient, Funk und was die Genre-Schublade noch hergibt, verbindet? Und alles in einem gottverdammten Song!!! "In A Flesh Aquarium" ist vermutlich genau das, was dem CIA in Guantanamo gefehlt hat, um jedem Terrorverdächtigen selbst die Hammelhoden-Kochrezepte von Oma abzupressen. Die CD ist einfach von vorne bis hinten verrückt, abgedreht, genial, furios, größenwahnsinnig, total verpeilt und dennoch stringent und einem gewissen Muster folgend, dem außer Cthulhu und seinen Großen Alten aber nichts und niemand folgen kann.
The Dillinger Escape Plan langweilen euch? Meshuggah sind euch zu banal? Godspeed You Black Emperor zu eingängig? Dann holt euch "In A Flesh Aquarium" und hinterlasst eure neue Adresse ... in der Klapse. Ich übernehme jedenfalls keine Verantwortung für etwaige Nebenwirkungen und bleibende Schäden.
3 Kommentare
Derweil stechen erst "Meet me at the Carrousel" und "Another Dissonant Chord" aus der restlichen (vorerst noch zu) verwirrten Masse hervor, da diese beiden bis dato am ehestens ein (nachvollziehbares) Schema besitzen ...
Mal schauen, ob die nächsten Durchläufe ein wenig mehr Licht in die Angelegenheit bringt, wie es recht häufig der Fall war ...
hm... und ist nun mitlerweile mehr licht in die Angelegenheit gebracht wurden?
hm... nun hab ichs auch 3 - 4 mal durch. hätt nicht gedacht das ich da jetz schon sowas wie eine struktur finde, nach allem was ich darüber gelesen habe. aber ich mags. "chromatic_chimera" und "desert urbania" sind grad meine favoriten.