laut.de-Kritik
Rock-Kneipp-Kur mit brummenden Wahwah-Massagen und verzerrten Fangopackungen aus dem Orange-Amp
Review von Martin MengeleDer Grund, warum diese Platte schon bald in diversen Sammlungen vertreten sein wird, scheint offensichtlich. Natürlich sind wir alle auf den guten alten Johnny Garcia gespannt und hoffen insgeheim, daß diese Band nicht auch wieder ein Lebenswerk von nur 4 Songs aufzuweisen hat (siehe Slo Burn), bevor Garcia heiser das Handtuch wirft. Aber von Heiserkeit keine Spur. Schon der Opener ballert heftig aus den Boxen und spätestens bei "Delta Alba Plex" fühlt man sich wieder zuhause, wohlig warm, von Kakteen und Skorpionen unzingelt. There's no place like home wenn Chris Goss an den Reglern sitzt und John Garcia am Mikro. Kyuss sind zwar nicht tot, aber trotzdem: Lang lebe Unida!
Als Headliner treten Dozer aus Schweden auf. Hier ist der Name Programm. Die brauchen keinen Bull. Ein richtiger Gehirnfick! Entschuldigt meine Ausdrucksweise, oh wertes Leservolk... Aber was Dozer da servieren ist von solch psychedelischer Vielfalt und Verstörung, daß es einem die Zirbeldrüse verzirbelt. Sie heben quasi einen neuen Style aus der Taufe: Den Tundra-Rock! Sänger Frederic klingt zwar manchmal ein wenig wie die Tochter von Micky Maus und Schlumpfinchen auf Helium, wenn seine Stimme durch den Sequenzer flirrt. Von hinten drücken ihm aber die bösen Gitarren kräftig Tinte auf den Füller und bringen mit "Calamari Sidetrip" die Erde zum gefrieren.
Die Kollaboration Unida/Dozer ist die explosivste Mischung seit dem Vodka-Martini. Eine Art Rock-Kneipp-Kur, Wechselbäder aus Hanfdampf und Trockeneisschwaden mit brummenden Wahwah-Massagen und verzerrten Fangopackungen aus dem Orange-Amp. Man kann sich einfach nur nach einem Long(Drink)player der beiden Rock-Bestien sehnen.
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