laut.de-Kritik
Tight und doch nicht von dieser Welt.
Review von Eberhard DoblerDas Substantiv Wahnsinn fällt zuweilen im Zusammenhang mit Urlaub In Polen. Logisch, angesichts des grenzwertigen Bandnamens. Sicher, noisig Ungreifbares gehört nach wie vor zu den Grund-Parametern des Sounds. Doch heute liefern Georg Brenner und Jan Philipp Janzen richtig gute Songstrukturen mit. Dermaßen gute sogar, dass man eigentlich gar nicht weiß, welcher Track am besten gefällt.
Sollte ich dennoch einen benennen, wäre es wohl "Beatrice". Die Nummer ist mit ihren dauerhaft schwebenden Synthieteppichen auf direktem Weg zur Sonne, angetrieben von erdig knallenden Rockdrums, experimentellen Gitarrenlicks und Brenners fast Spliff-mäßigen Vocals. Tight und irgendwie doch nicht von dieser Welt. Chapeau.
Zuvor beweist "Wanderlust" feines Gespür für Groove. Das Kölner Duos weiß mit Synkopen umzugehen, mischt gegen Ende wie selbstverständlich weibliche Soulstimmen dazu, um zuvor einen Mirwais-mäßig modulierenden Synthiepart einzuflechten. Brenner singt deutlich mehr als bisher und klingt dabei selbstbewusst, was die Eingängigkeit der Songs befördert haben dürfte. "Inkin Ark" macht aus einem Retro-Elektro-Stampfer dann einen knallenden Gitarren-Refrain.
Zu "A Case Of Getting From B To C" und dem düsteren "Crash" können Indierock-Fans abhüpfen, während "D.T.W.I.L" einen zuweilen Jahre zurück in die Zeit des psychedelisch düsteren Rrocks versetzt. Noisig poppig gibt sich "A Case Of Getting From C To D", "La Gallina wirft freudig klimpernd die Beatmaloche an, bevor Brenner und Janzen beim abschließenden Titeltrack wieder in ihren Sound-Kosmos entschwinden.
Noise-Pop oder Post-Rock, der Live-Instrumente mit rechnergenerierten Sounds organisch verschmelzt und dabei erfolgreich versucht, anders zu klingen - was auch immer. Endlich wieder eine Platte, die aufhorchen lässt. Einige Tracks weisen gar internationale Klasse auf: Urlaub In Polen hätten mit Sicherheit überall auf der Welt ihr Publikum.
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