laut.de-Kritik
Die Abschlussarbeit der Columbiastudenten gerät zum Worldbeat-Tanzmanifest.
Review von Matthias Manthe30.000 MySpace-Freunde noch vor dem ersten Plattenrelease und unisono euphorische Ankündigungen in den Indie-Gazetten weltweit sprechen eine deutliche Sprache: Vampire Weekend sollen uns als der erste wirklich relevante Neuerscheinung des Jahres schmackhaft gemacht werden. Anlass zu Skepsis liefert das Drumherum allerdings genug.
Vier New Yorker aus der vergeistigten Beschaulichkeit der Columbia-Universität wechseln nach Campus-Party und eingehendem Literatur-Studium zu den Gitarren, um der Welt das Ergebnis ihrer (wissenschaftlichen?) Suche nach der perfekten Exotic-Popformel zu präsentieren? Riecht gefährlich nach allzu smarten Pullunder-Boys und Verbindungsmief. Ist aber natürlich in Wirklichkeit absolut grandios.
Das Quartett dient sich uns sozusagen als Luftzerstäuber mit Frische-Garantie an, als panafrikanischer Pustefix für vom westlichen Einheitsschema vernebelte Geister. "Mansard Roof" zum Beispiel macht den Laden ganz entspannt irgendwann gegen Mittag auf, indem es uns mit trillernden Gitarren und strokescher Ästhetik den Übersee-Urlaub wieder ins Bewusstsein holt.
"I see a mansard roof through the trees", heißt es, die Augen noch ganz verklebt von zu viel Schlaf. Weil die Sonne aber so herrlich runterknallt, schnell noch mal in die Hängematte geworfen. Sollten unwahrscheinlicherweise Wolken den Himmel bedecken - einfach den nächstbesten Lampenschirm zum Freestyle-Dancing auffordern.
Wo so viel Leichtigkeit und Vitalität herrühren, erklären diese College-Absolventen gleich selbst: Paul Simons Worldbeat-Coup "Graceland" sei ihre gemeinsame große Liebe. In LoFi übersetzt, ergibt sich hier in der Tat eine unüberhörbare Deckungsgleichheit. Aber darüber hinaus stecken auch jede Menge Talking Heads, kongolesische Soukous Music (Congas, Flutes) und barocke Cembalo-Sounds inklusive eines kleinen Reggaeton-Pausenbrots im Aktenkoffer.
Ihre selbstbetitelte Abschlussarbeit verdient sich Bestnoten, weil sie den Eindruck erweckt, es sei die selbstverständlichste Sache der Welt, Indie- und Afropop zum hellgelben Konglomerat zu verschmelzen. Ein freigeistiges Mash-Up der unbeschwerten Sorte. Schon ziemlich sensationell.
97 Kommentare
Sehr gute Rezensionen allerorten, so auch hier.
Muss wohl sehr interessant sein, werd's mir mal reinziehen.
Kann ja auch eigentllch nur gut sein wenn angeblich die guten alten Talking Heads drin stecken.
Der Opener bumst schon mal
A-Punk ist schlichtweg grandios
Eine geniale Halbwertszeit von ca 1 Woche!
Davor kann man sich das Ding aber ziemlich gut anhören.
oh so wrong.
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Viel Glück