laut.de-Kritik
Bessere Muzak von der hübschesten Geigerin der Welt.
Review von Giuliano BenassiDass der visuelle Reiz eines hübschen Gesichts eine positive Auswirkung auf die Verkaufszahlen eines Produkts hat, ist eine gesicherte Erkenntnis des Marketings. Sind die Züge dazu noch weiblich, und stehen sie in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der zu verkaufenden Ware, erreicht der Werbeeffekt das maximale Potential.
Wenn man Vanessa Mae allerdings nur wegen ihres wohlgeformten Antlitzes beachtet, tut man ihr - im Gegensatz zu einigen Kolleginnen in der Musikbranche - Unrecht an. Schließlich handelt es sich in ihrem Fall um ein Geige spielendes Wunderkind, das mit 23 Jahren schon seine neunte Veröffentlichung auf den Markt bringt.
Nach ihrer Interpretation der "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi (1998) steht sie mit dem neuen "Subject Of Change" wieder auf ihrem anderen Standbein, dem des "Techno-Acoustic Fusion," durch das sie seit Mitte der neunziger Jahre dem großen Publikum bekannt ist. E-Geige, dezente Beats und elektronisches Allerlei, begleitet von esoterischen Chören ("Yantra"), Einsätzen von klassischen Gitarren ("Solace"), Bläsern ("Picante") oder Klavier ("Night Flight"), selbst gesungene Vocals auf drei Tracks ("White Bird," "Love Is Only A Game", "Jamais" - auf Englisch, Französisch, Spanisch) - die Welt lebe in Frieden und Harmonie.
Was für ein Publikum dabei angesprochen werden soll, bleibt unklar; für Techno-Fans sind Beats und Effekte zu dünnbrüstig, Klassikfans dürften dagegen die Klangkulisse, die Maes Geigenspiel begleitet, als verfremdend empfinden. Auch wenn man ihr zu Gute halten kann, dass sie alle Stücke (bis auf "White Bird") in Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten Youth geschrieben hat, mehr als bessere Muzak ist dabei nicht raus gekommen. Easy Listening, Klassik meets Pop - ein Mal angehört und schon wieder vergessen.
Hübsch ist sie zweifellos. Spielen kann sie auch. Leider ist das Endprodukt im Falle von "Subject Of Change" keine Synthese, sondern eher belanglose Ware. Wer sich trotzdem eine CD von ihr kaufen möchte, dem sei die Singleauskopplung "Destiny" empfohlen: Auf dessen Cover sieht sie um einiges erotischer aus, als auf dem des Albums.
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