laut.de-Kritik
19 Musiker bringen Johnny Cash ein Geburtstagsständchen.
Review von Daniel StraubDer große Mann des Country feiert seinen 70. Geburtstag. Schon in den frühen Tagen seiner Karriere, als er noch mit Elvis und Jerry Lee Lewis bei Sun Records in Memphis unter Vertrag war, wurde er zur Legende stilisiert. Seit seinem gefeierten Comeback 1994 schwebt Cash irgendwo zwischen Erde und Himmel: eine lebende Legende.
Auf "A Boy Named Sue" überbringen nun 19 vorwiegend deutsche Künstler dem "King Of Country" einen musikalischen Geburtstagsgruß. Unter den Gratulanten sind unter anderem der Schriftsteller Wiglaf Droste, der Kölner Elektroniktüftler Jörg Burger aka The Bionaut und die beiden Acher-Brüder von The Notwist.
Das sind an sich ganz illustre Namen mit einem guten Klang, der auch Qualität verspricht. Doch wie es mit lebenden Legenden eben so ist: man muss sich mühsam an ihnen abarbeiten und kommt ihnen gleichwohl nur in sehr seltenen Momenten wirklich nahe. Kein Wunder also, dass "A Boy Named Sue" von Höhen wie Tiefen gleichermaßen geprägt ist.
Zu Beginn macht Jörg Burgers elektronische Interpretation Lust auf mehr. Auch Aeronauten-Frontmann Guz gewinnt mit seiner rauchig rauen "Guess Things Happen That Way"-Version dem Original neue Seiten ab. Das hört sich dann an, als hätte er eine Nacht mit Tom Waits um die Wette trinken müssen und gewonnen.
Cool auch wie Bernadette La Hengst "A Boy Named Sue" in das originelle "Ein Mädchen Namens Gerd" verdreht. Das sind die stärksten Momente der Compilation.
Peinlich wird es hingegen immer dann, wenn die Musiker versuchen mit schlechtem deutschen Akzent den Mann aus Arkansas zum Leben zu erwecken. So bleibt am Ende ein etwas durchwachsener Eindruck, der die Legende Johnny Cash umso strahlender und unnahbarer erscheinen lässt.
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