laut.de-Kritik
Lobeshymnen an die Stars des Country-Genres.
Review von Giuliano BenassiWenn Rockmusiker in ihren Stücken Kollegen beim Namen nennen, liegt meistens Ärger in der Luft. Legendär der Austausch zwischen Neil Young und Lynyrd Skynyrd: Als der Kanadier in "Southern Man" die Rückständigkeit und den Rassismus des US-amerikanischen Südens beklagte, antworteten die Rednecks mit der Zeile "Neil Young – Southern Man don't need you around". Und schufen dabei ihren größten Hit "Sweet Home Alabama".
Nettigkeiten im Vergleich zum Hip Hop, wo Kreativität oft darin besteht, den aktuellen Rivalen mit Wüstigkeiten wegzublasen. Manchmal auch im wirklichen Leben. Dabei könnten sich doch beide ein Vorbild an dem ach so verschmähten Country nehmen, denn unter Cowboys geht es erstaunlich gesittet zu. Wie die vorliegende CD beweist, die Stücke beinhaltet, in denen Country-Barden befreundeten Kollegen huldigen. Keine Bitch, kein Nigger, kein Motherfucker – hier wird gepriesen, dass selbst die Autoren der Psalme ihre Freude hätten.
Der Großteil des Materials stammt von einem Sänger, der Neil Young gefallen hätte. Weniger wegen der Musik, sondern wegen der Hautfarbe, denn Stoney Edwards war einer der wenigen schwarzen Country-Interpreten. In den 70er Jahren nahm er eine ganze Reihe an Stücken auf, die große Genre-Namen zum Thema hatten. Interessant dabei, dass er auch deren Stil nachahmte, deutlich zu hören in "The Carter Family" und der Bluegrass-Ode an Bill Monroe.
Natürlich ist es mit Lobeshymnen so eine Sache, wie interessanterweise die größten Namen auf dem Sampler zeigen. Ernest Tubbs' Hommage an Hank Williams trieft nur so vor Schmeicheleien, auch Merle Haggard fallen zu dem Mann, der ihn zum Country brachte (Leonard Collins aka Tommy Collins), kaum mehr als Platitüden ein.
Humor schadet nicht, wie die drei besten Stücke beweisen. Gordon Terry war nicht nur ein begnadeter Säufer, sondern auch ein ebensolcher Fiddler, der in beiden Funktionen Johnny Cash begleitete und sich im Opener an die gemeinsame Zeit erinnert. Mit Johnnys Kohle und Charlies Stolz würde er mit Dolly Parton ein gutes Leben führen, frotzelt Mac Wiseman im vorletzten Stück – und spielt dabei auf die Nachnamen der zwei thematisierten Sänger an.
Den Höhepunkt des Albums bietet allerdings der Titeltrack. Jane Morgan war eigentlich eine Opernsängerin, die einen Abstecher in den Country machte und seine Klischees auf die Schippe nahm. Als sie auf die Welt kam, sei ihr Vater so entsetzt über ein Mädchen gewesen, dass er sie Johnny Cash nannte. Es folgte ein Leben voller Demütigungen, bis sie auf dem Weg zum Standesamt, wo sie ihren Namen ändern lassen wollte, auf einen Boy namens Sue traf. Die zwei heirateten und führten daraufhin ein glückliches Leben.
Wie so oft ist es dem Bear Family-Label gelungen, nicht nur gute Stücke von Werweißwo auszugraben, sondern sie auch nett zu verpacken und mit einem ausführlichen Booklet zu versehen. Love makes the world go round, eben – auch wenn sie diesmal nur die Entstehung dieser CD ermöglicht hat.
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