laut.de-Kritik

Oasis, Radiohead, Franz Ferdinand und Co. tun Gutes.

Review von

Das Projekt War Child verschafft sich Gehör. Und das in einer Form, die jeden Musikfreund schlicht staunen lässt. Innerhalb von 32 Stunden haben 22 britische Musikacts insgesamt 20 Songs eingespielt. Die Musiker beschränkten sich im wesentlichen auf Coverversionen alter Hits, wobei es aber auch Brandneues unter anderem von den Manic Street Preachers und Radiohead zu Hören gibt. Kurz nach Veröffentlichung bei iTunes sprengten gerade die Leute um Thom York die bisher bekannten Downloadrekorde.

Hauptanliegen des Albums ist die Erwirtschaftung von Spenden, die an die Kinder und Jugendliche im vom Krieg gebeutelten Irak weitergeleitet werden sollen. Und im Vorbeigehen entstand eine Compilation, deren Besetzung seinesgleichen sucht. Der einzige Maßstab bleibt wohl die erste War Child-CD aus eigenem Hause von 1995.

Ein paar Wochen nach Veröffentlichung im Internet folgt nun auch die haptische Version im CD-Format. Und auch hier lohnt sich nach wie vor das beherzte Zugreifen. Abgesehen von ein paar Größen wie beispielsweise Embrace, Oasis, Franz Ferdinand oder Travis sind hier wirklich sämtliche Hochkaräter der britischen Insel versammelt. Coldplay intonieren in typischer Manier "How You See The World". Allein das Herzblut, das Chris Martin stimmlich in diesen Song steckt, füllt bei anderen Musikern ganze Alben. Elbow, deren neuestes Werk gerade die Kritiker in Verzückung versetzt, glänzen mit dem ruhigen "Snowball". Keane und Faultline tun sich für Elton Johns "Goodbye Yellow Brick Road" zusammen und Emmanuel Jal zeigt mit "Gua", dass auf der Insel nicht ausschließlich Rock regiert.

Zusätzlich finden sich auf dem Soundtrack The Coral, die Newcomer Hard-Fi und Bloc Party, sowie Babyshambles, Mylo, die zwei Geschwisterchen von den Magic Numbers, Kaiser Chiefs (Die Britpop-Wahnsinnsversion von "I Heard It Through The Grapevine") und einige andere ein. Noch mehr Kaufargumente? Abgesehen von der guten Tat - immerhin ist ja auch bald Weihnachten! Kein Problem!

Kommen wir zu den Manic Street Preachers und "Levitiathan". Sänger James Dean Bradfield wirkt ähnlich wie die Musik erstaunlich aggresiv. Der Refrain kracht, das Schlagzeug treibt. Es ist ein Jammer, dass der Song schon nach 2:33 Minuten vorbei ist. Wobei der Fade-Out zum Ende vielleicht ein Happy End, sprich eine längere Version, verspricht.

Und dann natürlich noch Radiohead. "I Want None Of It" ist nicht einfach ohne Grund, der am häufigsten nachgefragte Titel der CD. Es ist ein berührendes, melancholisches Lebenszeichen einer Band, die drauf und dran ist, mit einem neuen Album, eine Erfolgsgeschichte fortzusetzen, die sich quer durch Indiehausen zieht. Thom York, begleitet von Chor und Klavier, klingt nach "OK Computer" in verdaulicherer Form, also auch wunderschön. Schlussendlich lässt sich sagen, dass es eigentlich eine Perversität ohne Gleichen ist: Mit dem Kauf der CD tut sich jeder Musikfreund selbst einen dermaßen großen Gefallen, dass die Hilfe, die dahintersteckt, fast untergeht.

Trackliste

  1. 1. How You See The World - Coldplay
  2. 2. Kirby’s House - Razorlight
  3. 3. I Want None Of This - Radiohead
  4. 4. Goodbye Yellow Brick Road - Keane & Faultline
  5. 5. Gua - Emmanuel Jal
  6. 6. Hong Kong - Gorillaz
  7. 7. Leviathan - The Manic Street Preachers
  8. 8. I Heard It Through The Grapvine - The Kaiser Chiefs
  9. 9. Cross-eyed Bear - Damien Rice
  10. 10. Gone Are The Days - The Magic Numbers
  11. 11. Cler Achel - Tinariwen
  12. 12. It Was Nothing - The Coral
  13. 13. Mars Needs Women - Mylo
  14. 14. Wasteland - Maximo Park
  15. 15. Snowball - Elbow
  16. 16. The Present - Bloc Party
  17. 17. Help Me Please - Hard-Fi
  18. 18. Phantom Broadcast - The Go! Team
  19. 19. From Bollywood to Battersea - Babyshambles
  20. 20. Happy Christmas, War Is Over - George and Antony

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