laut.de-Kritik
Reggae- und Dub-Lehrstunde aus dem Hause Radiohead.
Review von Michael SchuhDer Radiohead-Fan an sich, um es mit Klaus Schlappner zu sagen, steht dem Reggae-Genre eher skeptisch gegenüber. Das mag im Großen und Ganzen stimmen, aber in welch ereignisarmer, vorhersehbarer Welt lebten wir ohne die rühmlichen Ausnahmen.
Nachdem 2004 bereits der eher Offbeat-unverdächtige Britrock-Veteran Morrissey seinen Vertrag mit Sanctuary Records an deren Zusage koppelte, das legendäre Reggae-Label Attack wiederzubeleben, lässt uns nun Radiohead-Gitarrenmagier Jonny Greenwood im Auftrag von Trojan an seiner Vorliebe für jamaikanische Legenden teilhaben, und die fällt entgegen seiner Warnung im Booklet, nur persönliche Favoriten heraus gepickt zu haben, sowohl vorzeigbar als auch hitlastig aus.
Los gehts mit der thematisch schwer religiösen, soundtechnisch unglaublich lässigen Dubnummer "Dread Are The Controller" von 1976, ideal zum Eingrooven geeignet, bevor Derrick Harriott mit dem R'n'B-Cover "Let Me Down Easy" ausführlich belegt, wie viel Pop das Reggae-Format verträgt.
Bei "I'm Still In Love" (hier im ultralangen 12"-Mix) darf man dann während der ersten Takte zusammen zucken: "Ist das nicht ...?" Doch! Den Riddim kennen die meisten vom Reggae-Klassiker "Uptown Top Ranking", den Althea & Donna 1978 in die Hitparaden brachten.
Weit weniger bekannt ist die hier vertretene Version des Basic Tracks, den Alton Ellis bereits 1967 im berühmten Studio One austüftelte. Insgesamt ist die Auswahl Greenwoods sehr erfrischend und legt vielleicht einen vielseitigeren Blick auf die jeweiligen Stilveränderungen des Genres frei, als dies einem Eingeweihten gelungen wäre.
Im Eingangstext verrät Greenwood gleichwohl seine Hauptintention: Als eifriger Plattensammler soll auch seine Compilation Gleichgesinnten Anregungen geben, in welche Richtung man sich weiterbilden möchte. Unter diesen Gesichtspunkten werde ich mir den Namen Delroy Wilson dick anstreichen müssen.
Sein "This Life Makes Me Wonder" geht knapp vor der Peggy Lee-Coverversion "Fever" (Junior Byles) und dem obercoolen "Cool Rasta" (The Heptones) als das Herzstück dieser Platte ins Ziel. Kurzbiographien zu jedem beteiligten Künstler und zahlreiche Fotos runden den gelungenen Reggae-Ratgeber ab.
2 Kommentare
*LOL* also wenn mir in der Stadt Reggae entgegekommt wechsel ich die Straßenseite. aber ich find es trotzdem endcool, das JG auch in völlig nicht-radioheadigen gewässern fischt und sich dafür interessiert.
mir egal, was er mit dieser cd erreichen will.
ICH WILL ENDLICH DAS NEUE RADIOHEAD ALBUM !!!!
... und nich so ne reggae-nebenbei-produktion.