laut.de-Kritik
Appetithäppchen für den elektronischen Connaisseur.
Review von Daniel StraubDas französische Label Kitsuné macht Spaß. Und das bei jeder Label-Compilation. Nicht, dass alle Songs, die hier in Vinyl geritzt oder auf CD gepresst werden, eine Offenbarung wären. Das mit Sicherheit nicht. Kitsuné bezieht seinen Reiz in erster Linie aus der ganz plakativ zur Schau getragenen Labelphilosophie. Wobei die Labelmacher das Wort Philosophie mit Sicherheit als viel zu intellektuell ablehnen würden. Tatsache aber ist: Spontaneität, Chaos, Verrücktheit und Verspieltheit sind die Grundmauern, auf denen "Maison Kitsuné" gebaut ist.
So macht es auch wenig Sinn irgendwelche Genre-Gräben auszuheben und sich daran abzuarbeiten. Klar, die Kitsuné-Leute stehen auf elektronische Musik. Was sie in ihren eigenen Produktionen dann daraus machen, kann ganz unterschiedlich klingen. Naiv-luftige Klangcollagen wie "This Could Be Beautiful" von Metronomy oder dunkel-treibende Tribal-Nummern für die Voodoo-Session am Wochenende. Gerne wird dabei auch mal die Brücke in Richtung Wave oder 80er überquert.
VHS Or Beta dürfen mit ihrem Track "Night On Earth" ganz offensichtlich nach The Cure klingen, ohne dabei peinlich zu wirken. Und die Italian X-Rays verheiraten mit ihrem süßen Popsong "Strip Down" den Chartsappeal von Human League und das stimmliche Erscheinungsbild von Chumbawamba. Respektlos und kitschig mag manch einer hier brüllen. Klar, kann ich da nur sagen. Doch gibt ihnen die Leichtigkeit, mit der die Kitsuné-Acts sich auf "Maison Kitsuné" präsentieren recht.
Sie liefern eine unterhaltsame, höchst abwechslungsreiche und mit einem ironischen Augenzwinkern versehene Platte ab - davon träumen andere ihr ganzes Leben lang. Welches kreative Potenzial bei Kitsuné zuhause ist, haben in der Vergangenheit ja bereits Black Strobe oder Play Paul gezeigt. Erstgenannte wurden von den Synthie-Altstars Depeche Mode zum Remix aufgefordert. Letztgenannter veröffentlicht heute auf DJ Hells Gigolo-Label.
Mit "Kitsuné Maison" haben die Franzosen einmal mehr das Ohr am Underground. Offen für Neues und anfällig für Verrücktes, heben sie die Appetithäppchen aufs Tableau, für die sich regelmäßig interessierte Genießer finden.
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