laut.de-Kritik
Ist der Rock tot, oder riecht er nur streng?
Review vonIm Jahre 1 nach der Jahrtausendwende erscheint die hundertste Veröffentlichung des Hamburger Elektroniklabels Ladomat 2000. Zunächst als elektronisches Sublabel von L'age d'or, einem Indie-Rock-Label, gegründet, ist es inzwischen längst aus seinem Elternhaus heraus gewachsen. Ladomat verleugnet seine Kinderstube aber nie. Deswegen linst der Rock ziemlich häufig um die Ecke, wirft ein Gitarrensolo ein oder stöpselt einen vollaufgedrehten Marshall-Verstärker zwischen Keyboard und Mischpult.
"Ist der Rock tot, oder riecht er nur streng?"
Der vorliegende Sampler möchte das Gegenteil beweisen. Vielleicht deshalb ist er keine Sammlung von Hits und Klassikern (von denen es in der siebenjährigen Geschichte genug für diese Compilation gegeben hätte), sondern ein Album mit ausschließlich unveröffentlichtem Material.
Den Auftakt bildet das poppige "1234" von Golden Boy feat. Miss Kittin mit lapidar gesprochenen Vocals ("Ahm... is it the break? So I'm supposed to talk on this part... But what should I say?").
Es folgen einige tanzbare Stücke im, ähem, Ladomat-Sound; dann überraschen Commercial Breakup mit der Kombination von Chanson-Vocals mit einer durch den Verzerrer gejagten Bassline. Erobiques "Nu Jazz" beweist, dass verspieltes E-Piano sehr gut mit mächtigem Slap-Bass zusammen geht.
Eignet sich die erste CD auch wunderbar zum nebenbei Laufenlassen, ist die zweite CD Heimstätte der abstrakteren, um nicht zu sagen nervigeren, Hälfte der Tracks.
Sensorama kombinieren digitalen Störgeräusche mit Plattenkratzen, überlagert von zwitschernden Sounds und Orgel-Einschüben.
Die letzten Stücke zeigen sich wieder versöhnlicher; Arj Snoek ist mit einem Mix aus Elektro und Disco-Bläsersätzen am Start, Egoexpress mit einem locker vor sich hin rollenden Orgelstück, das einer Autowerbung entsprungen sein könnte. Den Abschluß bildet Zimts "U.O.A.A. Shake it!" im Original Mix.
Nichts bahnbrechend Neues also aus dem Hause Ladomat, aber dem Rock geht es gut in seiner Ecke.
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