laut.de-Kritik
Süßer die Kassen nie klingeln.
Review von Katharina HöckerNebenbei im Einzelhandel zu arbeiten hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört ein voller Kühlschrank und zu den Nachteilen eine latente Abneigung gegenüber 'stimmungsvollen' Weihnachtsliedern, die früher oder später in einer Resistenz oder einem Nervenzusammenbruch enden. Für das "Sing Meinen Song!"- Weihnachtskonzert versammelt sich jetzt also die deutsche Musik-Prominenz vor einer lieblos gefotoshoppten Schneeflocke und liefert damit erschreckenderweise das am wenigsten hässliche Tauschkonzert-Cover der letzten fünf Jahre.
Bevor ich allerdings Musik höre, muss ich erstmal googeln, weil ich nicht alle 'prominenten' Beteiligten kenne. Jetzt weiß ich also, dass Mary Roos Schlager-Sängerin ist und mal eine Autofähre nach ihr benannt wurde. Aha. Ihr Kinderlein kommet: Es scharen sich außerdem The-Voice-Nervensäge Mark Forster, Alphaville-Überbleibsel Marian Gold, Rea Garvey, Revolverheld Johannes Strate, Leslie Clio und Judith Holofernes um den metaphorischen Christbaum.
Das Konzept des Weihnachts-Specials ist einfach. Jeder darf sich wie gewohnt ein Lied von einem der anderen Teilnehmer wünschen und steuert selbst noch ein Weihnachtslied bei. Außerdem sitzen die Musiker lauschig beieinander und frönen Traditionen wie dem Schrottwichteln. Zusätzlich zum Abendprogramm von VOX füllt der muntere Liedertausch alle Jahre wieder einen Tonträger, um noch schnell im vorweihnachtlichen Konsum mitmischen zu können. Das klingt so lange nach einem annehmbaren Konzept, bis Marian Gold möchte, dass Mark für ihn "Last Christmas" singt. In der TV-Ausstrahlung kaspert sich Mark noch durch "den Zonk unter den Weihnachtsliedern", auf der CD hat er keine Chance mehr, sich in Blödeleien zu flüchten. Entsprechend uninspiriert fällt seine Interpretation aus.
Nicht der Grinch hat Weihnachten gestohlen, sondern Johannes Strate mit seiner Version von "In Der Weihnachtsbäckerei". Mit der Ignoranz eines bockigen Teenagers, der unterm Christbaum schmollt, hangelt er sich durch den Rolf Zuckowski-Klassiker und beraubt ihn damit jeglichen Charmes. Bei "This Is The New Year" geht ihm hörbar die Puste aus.
Anschließend schlägt sich Mary Roos mit "Home For Christmas" herum. Mit "Lass Es Schnein" wandelt sie dann wieder auf sicherem Terrain. Trotzdem verwandelt sie beide Songs in Schlager. Eine überraschend gute Leistung liefert Leslie Clio, deren zartes Stimmchen schon bei den normalen Tauschkonzerten mit quasi jedem Song kompatibel zu sein scheint. "What A Wonderful World" gehört zu den stärkeren Nummern der Platte.
Bei "Baby, It's Cold Outside" bilden Judith Holofernes und Johannes Strate ein denkbar schlechtes Paar. Hätte nur die Wir Sind Helden-Frontfrau zum Mikrofon gegriffen, hätte das sogar was werden können. So fährt ihr der Strate unmotiviert in die Parade. Das nächste Duett "Fairytale Of New York" bestreiten Leslie Clio und Rea Garvey, der Rocker, der Hausfrauenherzen höher schlagen lässt. Als zweite Nummer wünscht sich Judith Lou Reeds "Perfect Day" von ihm. Na gut, trinken wir an Weihnachten halt Sangria.
Beim "Sing Meinen Song"-Weihnachtskonzert verpasst man sowohl bei der TV-Ausstrahlung als auch auf der CD absolut nichts. Stille Nacht ist plötzlich kein Lied mehr, sondern eine willkommene Alternative. Auch wenn Mary Roos mit ihrer Aussage etwas anderes gemeint hat, fasst sie das Weihnachtskonzert doch perfekt zusammen. "Mark am Ende mit 'White Christmas' – da hab' ich geheult." Ich auch, Mary, ich auch.
9 Kommentare
Wer kauft den Scheiß?
"Als zweite Nummer wünscht sich Judith Lou Reeds "Perfect Day" von ihm, das nur mit sehr viel Fantasie als Weihnachtslied durch geht. Aber gut, gibt es zu Weihnachten halt erst Frankfurter Applaus und danach n Schuss!"
Immer wieder schade, daß die Plattenindustrie damals unrecht hatte, als sie orakelte, daß Downloads sei umbringen würde.
das grauen hat KEIN ende volume 5...
wohl in etwa so nötig wie ein loch in der socke...
oder durchfall...
oder haarausfall...
Ungehört 0/5. Ja, sorry, nicht originell. Hätte die Platte aber auch nicht verdient.
Natürlich scheisse, der Verriss liest sich aber eher wie n Schülerzeitungsartikel.
wird auch gekauft werden, von menschen die den Intellekt unsereins und dieser Seite nicht haben...