laut.de-Kritik
Die Generation Tapedeck beklagt den Kommerz ...
Review von Dani FrommWie schön zu sehen, dass der Wortsport deutschlandweit auch 2008 noch mit Begeisterung zelebriert wird. Auf ihrem Trip von Heilbronn nach Berlin und zurück legen die Jungs von Wortsport Productions kleine Schlenker über Leipzig, München und Köln ein, folgen Maeckes' "Ausgeschilderten Irrwegen" und kredenzen so einen durch und durch genießbaren Querschnitt durch das aktuelle Rap-Geschehen abseits der großen Baustellen Aggro und Ersguterjunge.
Bei einem üppig bestückten Sampler, der über 20 Tracks verschiedenster Künstler zusammen trägt, versteht sich fast von selbst, dass Qualität der Beats sowie gebotenes Raptalent eine gewisse Durchwachsenheit aufweisen. Hie und da fehlt den Produktionen der Rrrumms, wirken die Instrumentals ein wenig dumpf und verwaschen. Um so überraschender, dass mich die musikalische Leistung trotzdem auf voller Länge anspricht.
So greift V. Raeter für die Creme Fresh-Nummer "Hans-Peter", die Gangster- und Battlerap-Attitüden hoch und keinen Meter weit ernst nimmt, tief in den glitzernden Fundus der Disco-Soul-Ära. Huss und Hodn präsentieren ihre leiernd vorgetragene Zustandsanalyse der hiesigen Hip Hop-Szene ("All Because Of Cash Pt. 2") über einem melodischen, hochgradig atmosphärischen Instrumental.
Häufig werden gar ungewöhnliche Klänge aufgefahren, so bereitet Dexter in "Dilemmas Tyrannei" dem Genannten mit seltsam hellen Sounds den Boden, die den finster kriechenden, den "Deutschen Herapst" begleitenden Tönen diametral gegenüber stehen. Morlockk Dilemma selbst besinnt sich wieder auf den Soul und breitet in "Smalltalk" die hinter der höflichen Fassade lauernden Gedanken aus. Böse, böse - und ich bin überzeugt, dass es sich exakt so verhält. Man kennt sich ja selbst.
Jaulende E-Gitarre und pluckernder Bass finden ihren Platz in "Sterne", in dem Borito & Empulse von ganz unten berichten. Der Freidenker "Fremder" kommt mit Synthieklängen daher, die Erinnerungen an Captain Future wecken. Vielerorts künden größtenteils astreine Cuts davon, dass die hohe Kunst des DJ-Handwerks gepflegt und in Ehren gehalten wird.
Inhaltlich hätte ich mir weniger Bestandsaufnahme und Nabelschauen gewünscht. Gelassen und flüssig rappt sich Fleisz "Mal So, Mal So" durchs Leben. Maeckes kultiviert ebenso seine Rat- und Ziellosigkeit, wie Dennis Da Menace in "Atem" ob innerer Getriebenheit kaum zu solchem kommt. All das erledigen die Herren überaus ordentlich.
Dennoch: Das alles bietet, fragen wir Focktown, "Nichts Neues". Der in "95" aufgezeigte Werdegang der Generation Tapedeck dürfte mittlerweile ebenso bekannt sein wie der viel beklagte Umstand, dass Deutschrap sich weithin an Kommerz und Profitgier verkauft hat und stinkt und deswegen Herzblut und Liebe zur Sache auf der Strecke geblieben sind. Im Wortsport-Lager verfügt man über beides glücklicherweise im Überfluss.
Statt sich wiederholender Zerrissenheiten, Selbstreflektionen und mäandernder Gedankenspaziergängen hätte mir die eine oder andere Geschichte gut getan: mehr abgedrehte Szenarien wie das, mit dem Sir Serch in "Dilemmas Tyrannei" die Ankunft des zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen, dafür herzerfrischend anders und vollkommen hemmungslos rappenden Leipzigers vorweg nimmt. Warum? Das erklären Meni & Deve in einem rundum gelungenen Dialog: "Die Antwort auf die Frage 'Warum?' lautet 'Warum nicht?'"
3 Kommentare
ein neuer Huss&Hodn Track, Ein neuer Huss&Hodn Track, ein neuer Huss&Hodn Track *imKreisspring*
Ein neuer Creme Fresh-Track, ein neuer Creme Fresh-Track, ein neuer Creme Fresh-Track *imKreisspring*
Wie ist der denn.
wieso gibt es eig. noch keine review zum huss album aber von jedem verdammten gangsta album schon