laut.de-Kritik
Druckvolle Produktion, heavy Sound und ein neuer Sänger.
Review von Stefan JohannesbergDie gute Nachricht: "The Devil's Asylum", das vierzehnte Album der amerikanischen Metal-Pioniere, steckt die letzten Scheiben in die Tasche. "Concussion Protocol" schleppte sich 2016 sehr schwerfällig dahin, das 2020er Werk "Celebration Decay" nahm zwar mehr Fahrt auf, doch die limitierte Stimme von Nick Courtney und das spannungsarme Songwriting verhinderten ein hohes Replay Value. "The Devil's Asylum" dagegen überzeugt vom Highspeed-Opener "Bloodbath" an mit druckvoller Produktion, heavy Sound und einem neuen Sänger.
Der Neue am Mic, Brian 'Chalice' Betterton, singt ein paar Oktaven tiefer und schüttelt seine kraftvollen Vocals extrem locker aus Brust und Kopf. Die kontrastreiche Kombination mit den klassischen Rumors-Harmonien im Prechorus und jubilierenden Riffs von Chef und Saitengott Geoff Thorpe machen "Bloodbath" bereits zu einem der Banger des Albums.
Die beiden folgenden Tunes halten das Niveau hoch. "Dogs Of War" marschiert im Midtempo in die Schlacht, die eingespielte Rhythmussection von Urgestein-Drummer Larry Howe und Bassist Robin Utbult, der bereits seit fünf Jahren live dabei ist, erntet nun ihre Meriten. Wie im Fußball steigert ein eingespieltes Team seine Leistungen weit über die Summe aller Mitspieler hinaus. So klingt US-Metal, wie er sein soll, die Riffs schrubben und der Hook funktioniert.
"Crack The Sky In Half" markiert bereits den Höhepunkt von "The Devil's Asylum" und kann sich mit den großen Hymnen wie "Soldiers Of Night" oder "Don't Wait For Me" messen. Wie sein Vorgänger mosht er mit mittlerer Geschwindigkeit, ist aber in Sachen Songwriting wesentlich spannender. Thorpe übertrifft sich zum Schluss selbst, als er mit seiner Gitarre passend zum Thema wie eine abstürzende Maschine ins Solo stürmt und Alarmsounds aus ihr herausquetscht.
Leider halten Thorpe und Mannen das Niveau nicht auf Albumlänge nicht ganz. "High Hell Hammer" rockt zwar wieder schwer, aber uninspiriert durch die Hölle. Dort langweilt man sich wirklich zu Tode ("Boring Day In Hell"). Der "Abusement Park" nebenan zeigt zwar einen überzeugenden Betterton, und die Halftime-Elemente fügen sich nahtlos in den Sound ein, doch die Überraschungsmomente fehlen auch hier. Diese gibt es dann bei "Wrong Side Of Love", der als bassgetriebener Highway-Slasher an Mötley Crüe oder Van Halen erinnert.
Das einzige Problem: Man möchte Vicious Rumors. Diese bekommt man zum Glück noch mit dem "The Devil's Asylum" und "Butchers Block". Der Titeltrack attackiert den Teufel mit Doppelwumms und höheren Vocals, während die Schlachter böse und intensiv zum Gruseln einlädt ("...did you see his eyes...").
Geoff Thorpe und sein Baby Vicious Rumors spielen auch nach 45 Jahren noch zünftigen, erdigen Heavy Metal, der zum Glück nichts mit symphonischen, modernen Power Metal zu tun hat - und dies dank neuem Sänger und eingespielter Band besser als im Jahrzehnt zuvor. Nächstes Mal sind 4 oder gar 5 Punkte drin, wenn es nicht wieder fünf Jahre dauert und die Band zusammen bleibt.
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