laut.de-Kritik

Breitschultriger linker Rap, der zu oft die Orientierung verliert.

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Wie lässt sich linkes Gedankengut in die Köpfe der Hörerschaft transportieren? Gerade in einem aufreibenden Wahljahr müssen auch unorthodoxe Methoden herhalten. Mit eher mittelprächtigem Ergebnis hat Swiss auf "Linksradikaler Schlager" versucht, Konservative zu überzeugen. Bei Vizzion unterscheidet sich bereits der Habitus vom körperlich zumeist schwächlichen Rap aus Studentenkreisen. Breit gebaut schmäht er die "schwanzlosen Punks" der Konkurrenz. Das traditionelle Männlichkeitsbild verknüpft er mit marktkonformen Trap-Beats und seiner Einstellung "pro KPD".

Die zum Teil radikalen Ansätze des Rappers bergen Vor- und Nachteile. Häufig verkörpert linker Rap eine Wohlfühloase, in der es sich Gleichgesinnte gutgehen lassen. Vizzion geht unbequemer, mitunter auch ungerechter ans Werk. Er geht "raus ins Leben; da, wo es laut ist; da, wo es brodelt; da, wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt", wie Sigmar Gabriel es einmal als SPD-Ziel formulierte. Der Rapper begegnet allen Widrigkeiten kämpferisch, ob er seine Familiengeschichte in "Drama" ausbreitet oder vom Leben an der Armutsgrenze in "Lohn Und Spott" berichtet.

"Für die Kinder keine Hinterlassenschaft. Armut wird vererbt so wie auch Reichtum", kritisiert er in "Klassenhass". Vizzions Klassenbewusstsein speist sich aus klar benennbaren Vorbildern. "Marx und Engels sind für mich das Tor zur Welt", gesteht er im Lichte des "Vollmond", während Freshmaker mit fernöstlicher Ausgeglichenheit dazu flötet. Und bevor "Hoch Die Solidarität" in klischeebeladenen Trap abgleitet, lässt der Rapper erstmal Ernst Busch das "Solidaritätslied" aus der Zeit der Weimarer Republik anstimmen: "Kommt heraus aus eurem Loche, das man eine Wohnung nennt!"

Allerdings offenbaren viele Songs mindestens einen Pferdefuß. "Meinungsfreiheit gibt's hier nur in eine Richtung, glaub' mir das", erklärt er möglichst vage in "Hoch Die Solidarität". Mit der viel zu oft gehörten Verbotsmär bedient er eigentlich ein rechtes Narrativ. Auf den Holzweg Xavier Naidoos begibt sich der Rapper in "Propaganda": "Die BRD-Verfassung ist kein Schriftstück für mich." Auch in "Ah Ah" beweist Vizzion ähnlich wie Sahra Wagenknecht seine Anschlussfähigkeit nach Rechtsaußen: "Geb' ein Interview und Antideutsche toben, denn die kleinen Missgeburten fühlen sich betrogen."

Übergangslos wechselt er in "Ali Höhler" vom Robin-Hood-Motiv zum Reinigungsprogramm: "Gib es den Armen und nimm es den Bonzen. Töte die Banker und sperre die Konten." Dabei verfolgt der Rapper eigentlich einen interessanten Ansatz. Einst erschoss das KPD-Mitglied Albrecht Höhler den SA-Sturmführer Horst Wessel, den die NS-Propaganda daraufhin zum Märtyrer erhob. Anstatt wie Capital Bra dem Spielerstar "Mbappe" hinterherzulaufen, huldigt Vizzion mit den Mitteln des kommerziellen Traps einer historischen Figur, die ihrerseits einem Mord zum Opfer fiel.

Die Elektro-Nummer "Mensch Sein" überzeugt kurz vor Schluss ebenfalls mit einem eng umfassten Thema. So skizziert Vizzion den Werdegang von Kindern, die unter Ohnmacht und Konkurrenzkampf leiden. Frühzeitig weist das Schulsystem ihnen mit Gewalt einen Platz in der Gesellschaft zu: "Vierte Klasse, sie bemessen deine Wertigkeit. Tut uns leid, es hat leider nicht für mehr gereicht." Mit dem poppigen "Ciao" schließt ein Album ab, das zahlreiche Denkanstöße bereitstellt, aber bei allem breitschultrigen Selbstbewusstsein allzu oft die politische Orientierung verliert.

Trackliste

  1. 1. Propaganda
  2. 2. Nique La Police (mit Taktikka)
  3. 3. Lohn Und Spott
  4. 4. Drama
  5. 5. Klassenhass
  6. 6. Ali Höhler
  7. 7. Vollmond
  8. 8. Hoch Die Solidarität
  9. 9. Ah Ah
  10. 10. Mensch Sein
  11. 11. Ciao

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2 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Ey Leute, gebt dem dummen Arschloch doch bitte kein Form. Das ist kleiner, beschisserenr Stalinisten-Macker, der gerne mit den dreckigen Pissern vom Jugendwiderstand rumhängt, die sich einen auf Mao wedeln, und in ihrer Freizeit andere Linke, die kein Bock auf ihre autoritäre Staats-Vision haben, gerne ma auf´s Maul hauen. Da passt das dumme Gelaber von "schwanzlosen Punks" gut ins Bild.

    • Vor 3 Jahren

      Bevor ich diesem Stück Müll auch nur einen Klick spendiere, pflüg ich mich druch die komplette Freiwild-Diskographie. Die sind vermutlich noch weniger beschissen nationalistisch als dieser Clown.

    • Vor 3 Jahren

      Hab von dem vorher nie was gehört, aber allein durch deine Beschreibung sofort eine konkrete Vorstellung, wer in meinem entfernteren Bekanntenkreis den vermutlich längst feiert...

      ...Rezi plus dein Kommentar vollenden dann auch das stimmige Bild eines Wannabe-Dictators auf Ego-Trip, der völlig unwissentlich allem Links der Mitte einen Bärendienst erweist, weil in der bürgerlichen Bevölkerung durch jahrzehntelange dahingehende Propaganda eh kaum gescheit ein Unterschied gemacht wird, wer genau bei "den Linken" denn jetzt eigentlich für was steht.

      Und so breitbrüstig, wie er das eigene Verständnis einer von ihm bereits vollständig instrumentalisierten Ideologie vor sich her trägt, wär's ihm wohl auch ziemlich schnuppu, wenn's ihm klar wäre...

    • Vor 3 Jahren

      Zitat Banjo:

      Wenn das Uli Hoeneß wüsste.

      Zitat Ende.

    • Vor 3 Jahren

      Hast du Artikel o.ä. was ihn angeht? Nicht, dass ich dir nicht glauben würde, aber interessieren würde es mich.

    • Vor 3 Jahren

      Ob eine offene Persiflage von diesen "speziellen" Staatsmachtslinken wohl Erfolg dabei haben könnte, Konservativen die jahrhundertealten Ängste vor der Vernunft zu nehmen? Jetzt mal völlig Opfer wie diesen Maoisten/Leninisten hier ignorierend.

  • Vor 3 Jahren

    So so, das Chiropraktiker-Söhnchen Tom Dehos berichtet vom Leben an der Armutsgrenze...