laut.de-Kritik
Klangliche Erinnerungen an dunkle Polarnächte.
Review von Daniel StraubDer finnische Musiker und Produzent Sasu Ripatti ist ein seltener Glücksfall für die Psychologen unter uns. Tief gespalten im Charakter fällt es ihm schwer, länger als ein oder zwei Releases in derselben Identität zu verweilen. Andere nennen einen ganzen Fuhrpark aus poliertem Chrom und Stahl ihr eigen. Sasu Ripatti vereint die Seelen zahlloser Alter Egos in seiner Brust. "Demo (n) Tracks" ist eine dunkel organische Klangreise, die seinem Alias Vladislav Delay zuzuschreiben ist.
Mit dieser Identität feierte der aus Helsinki stammende Jazzfan bereits internationale Erfolge, wie zum Beispiel bei seinem Auftritt im Linzer Donaupark 2001 im Rahmen der Ars Electronica. Darüber hinaus releaste er bei Labels wie Max Ernst, Force Inc. und Chain Reaction; alles einschlägig vorbelastete Adressen, wenn es um minimalistisch abstrakte Klangforschung unter Zuhilfenahme von allerlei Clicks 'n' Cuts geht.
Bei "Demo (n) Tracks" diente Vladislav Delay die Natur als primäre Inspirationsquelle. "Gone Fishing until end august" vermeldet denn auch seine Homepage als aktuellsten Eintrag mit dem ersten Juli als Datum. Sehr schön, der Mann macht sich auf, um Inspiration für neue Tracks zu finden. Da bleibt nur, Petri Heil zu wünschen.
Ideen zu "Demo (n) Tracks" muss Vladislav Delay in den größtenteils finsteren Wintermonaten am Polarkreis gesammelt haben. Kaum ein heller Klang durchbricht das angenehme Dunkel der 13 Tracks. Delay macht seine technischen Gerätschaften zu bloßen Statisten, nimmt ihnen ihre unterkühlte Präzision und modeliert die Sounds zu organischen Gebilden, öffnet den Klangraum für prozessuale, das Leben imitierende Höreindrücke.
Delay hat hier viel gemein mit Industrial-Pionieren der ersten Stunde wie Brian Lustmord, dessen vor allem in Bunkern und Höhlen aufgenommenes Album "Paradise Disowned" ebenfalls dunkle Klänge mit einem warmen Höreindruck zu verbinden weiß. Kein Wunder, dass er mit derlei Sounds schon des öfteren auf dem Berliner Traditionslabel Basic Channel/Chain Reaction zu Gast war. Ob Vladislav Delays musikalische Erinnerungen an seinen Angel-Urlaub ähnlich düster ausfallen, wird die Zukunft zeigen.
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