laut.de-Kritik
Hat Poulsens Hund wirklich ein eigenes MySpace-Profil?
Review von Michael EdeleManche mögen der Meinung sein, dass es Volbeat so gut wie geschafft haben und drauf und dran sind, den Rock-Olymp zu erobern. Wenn man ihren Fans glauben darf, ist dies bereits geschehen. Und ohne jeden Zweifel hätten sich die Dänen diese Popularität aufgrund ihrer harten Arbeit verdient.
Dazu wird hoffentlich vorliegende Doppel-DVD "Live: Sold Out" beitragen. Seit der Veröffentlichung von "Rock The Rebel/Metal The Devil" waren Volbeat fast ununterbrochen auf Tour und haben in der Zeit des Öfteren Kameras mitlaufen lassen.
So finden sich auf dem ersten Silberling insgesamt 18 Songs, die in verschiedenen Clubs (Hamburg, Berlin, Köln und Kopenhagen) und auf drei Festivals (With Full Force, Wacken und Summer Breeze) mitgeschnitten wurden. Beeindruckend: Gleichgültig ob im verschwitzen Club oder auf der großen Bühne an der frischen Luft - Volbeat rocken wie Sau!
Die Liveaufzeichnungen haben mit den typischen Problemen zu kämpfen, die man bei vielen Konzertaufnahmen zu bemängeln hat. Viele der Szenen sind sage und schreibe unter einer Sekunde, was es beinahe unmöglich macht, auch nur ansatzweise etwas mehr zu erkennen, als die Band.
Das ist kein Musik-TV-Schrott mit dämlichen Videos. Hier geht es darum, Live-Feeling zu vermitteln und nicht irgendwie trendy zu wirken. Also haltet verdammt noch mal länger drauf und traut euch mal eine längere Kamerafahrt zu, die nicht nur übers Publikum geht. Hüftaufnahmen von hinten und Sänger ohne Kopf sind auch nicht unbedingt das, was man sich als Fan vorstellt.
Dass sich die Macher dennoch Mühe gegeben haben, zeigen kleine Details, etwa der volle Bierbecher, der beim Summer Breeze auch mal rückwärts durchs Bild fliegt und zum Timing passt. Da Volbeat eine Liveband sind, die auch bei Damen gut, hat man als Kameramann natürlich die Gelegenheit ein wenig detaillierter draufzuhalten.
Die zweite Scheibe befasst sich ganz und gar mit Geschichte und Personen in, um und hinter der Band. Allerdings fängt sie mit exakt denselben Bilder und dem selben Ton, wie DVD I an, was die Sache doch ein wenig überflüssig macht. Die ersten siebeneinhalb Minuten wird nichts Neues geboten, bis sich schließlich Michael vorstellt.
Die restlichen Musiker folgen und interessant bzw. witzig wird es vor allem dann, wenn sich die Jungs gegenseitig beschreiben. So meint beispielsweise Thomas, dass er sich Anders krallen würde, wenn er eine Frau wäre. Das würde mir persönlich beim Duschen ein wenig Sorgen bereiten, doch schlimmer scheint zu sein, dass Thomas gerne den ganze Tourbus vollfurzt.
Ohne, dass es aufgesetzt wirkt, kommt rüber, dass nicht nur die Bandmitglieder eng befreundet sind und sich gegenseitig respektieren. Der ganze Volbeat-Apparat, bestehend aus Tourmanager, Label, Merchandiser und Techniker, scheint eine eingeschworene Einheit zu sein, in der jeder auf dem Boden geblieben ist und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet.
Dieses scheint in Dänemark erreicht zu sein, denn dort sind die Jungs fast schon Superstars, was sich laut Michael bereits negativ auf die Beziehung mit seiner Freundin ausgewirkt hat, die ihn nur ungern mit anderen teilen will, wenn er schon mal daheim ist.
Klar, dass nicht nur die Band und ihre unmittelbare Umgebung zu Wort kommt, sondern auch die Fans. Wobei sich wieder der Spruch bewahrheitet: Wenn man nichts zu sagen hat, lieber die Schnauze halten. Aber wenigstens bekommt man einen Eindruck, wie Rod oder Tod Flanders mit 17 aussehen könnten - schauts euch an, ihr werdet wissen was ich meine.
Des Weiteren lernt man, dass man nach einer Tour den eigenen Lokus erst richtig zu schätzen weiß oder beim Schnarchen jeder der Erste sein will. Ungeklärt bleibt eigentlich nur eines: Hat Michaels Hund wirklich ein eigenes MySpace-Profil?
1 Kommentar
wenn bei Livekonzertmitschnitten ein Videoclip zusammengehackt wird. Ich will auch lieber alles in langen Einstellungen sehen und eher selbst beobachten dürfen, als daß mein Blick bescheuert von einer Regie gelenkt wird.
Anbei.
"Da Volbeat eine Liveband sind, die auch bei Damen gut, hat man als Kameramann natürlich die Gelegenheit ein wenig detaillierter draufzuhalten."
Da fehlt doch n Wort.