laut.de-Kritik

Wieder nicht der große Wurf des ewigen Talents.

Review von

Eigentlich könnte es um Wale nicht besser bestellt sein. Kommerziell tummelt sich der DC-Rapper zumindest in den Staaten nur knapp hinter den ganz großen Namen, sein Labelboss heißt Rick Ross, und ganz nebenbei hängt er mit Kanye West in Paris ab. Trotzdem ist der Funke noch nicht übergesprungen. Das eine, besondere Album fehlt in Wales Backkatalog. Das weiß er selbst am besten und fordert in Hinblick auf "TAAN": "I want people to be like, 'Your album is just as good as Kendricks'. I work just as hard as them".

Ein Ansporn, der ihm auf einer nahezu durchweg starken und stimmungsvollen Platte schlussendlich doch zum Verhängnis wird. Dabei beginnt das "Album About Nothing", dessen Titel Wales früherer Mixtape-Reihe entlehnt ist, mit einem hochgradig catchigen Intro. Eine gedrosselte Piano-Ballade und eine verträumte Violine ergeben das Fundament, aus dem in der Hook ein gospelartiger Chor erwächst und so einen Vibe zwischen Aufbruch und Nostalgie erzeugt. "But still my hunger's like a fucking model at a buffet".

Zwischen den einzelnen Songs agiert Jerry Seinfeld aus der gleichnamigen US-Sitcom als thematisches Bindeglied und gibt kontinuierlich Interludes ab. Eine nette Zugabe, die statt der gewünschten Stringenz aber oftmals das Gesamtwerk verwässert. Zumindest anfangs geht die Rechnung allerdings noch auf, wie etwa im federleichten "The Helium Ballon", der als Metapher für den Spagat zwischen hartgesottenen Fans der ersten Stunde und Mainstream-Sphären herhalten muss. "Came through with Ross, writin' bangers for y'all/ But I ain't lose my content, fuck all that nonsense".

Ohnehin hat "The Album About Nothing", das seinem Titel mal so gar nicht gerecht wird, seine besten Momente immer dann, wenn Wale sich nicht zeitgeistigen Trends anbiedert. Wie etwa im paralysierten Zusammenspiel mit TDE-Chanteuse SZA oder dem ungemein smoothen "The God Smile", wo Wales Stärken deutlich zum Vorschein treten: er diggt stilsicher die richtigen Beats (Chor-Samples!), hat ein einprägsames Hook-Game aus bekifftem Nuschel-Singsang und hält das alles thematisch zusammen.

In seinen Rap-Parts erinnert der Washington-Native aber mehr an die ganz großen seines Jahrgangs, als nachdrücklich einen eigenen Style zu etablieren. Ein bisschen Drake, hier und da vielleicht Kid Cudi oder Lupe Fiasco. Das ist zwar alles andere als verwerflich, im Zweifel aber dennoch entscheidend. Besonders in Anbetracht einiger Versuche, sich fernab der Kernkompetenz zu bewegen. So geschehen etwa auf "The One Time In Houston", das sich wahnsinnig uninspiriert des Chopped & Screwed-Sounds der Stadt bedient, dem schnulzigen "The Body" oder auch in "The Pessimist", das, obwohl dieser nur die Hook übernimmt, mehr nach einem J. Cole- als einem Wale-Song klingt.

Im Vorfeld zum Album bekannte Wale in einem offenen Interview bereits sein Problem: "Imagine how you'd feel if someone who put in less work than you blew up?" Vielleicht ist es diese Angst, die ihn lähmt und verkrampfen lässt und auch dieses Album nicht zu dem werden lässt, was es vielleicht hätte sein können: das zeitlose Stück Musik, nach dem sich Wale so sehnt.

Trackliste

  1. 1. The Intro About Nothing
  2. 2. The Helium Balloon
  3. 3. The White Shoes
  4. 4. The Pessimist (feat. J. Cole)
  5. 5. The Middle Finger
  6. 6. The One Time In Houston
  7. 7. The Girls On Drugs
  8. 8. The God Smile
  9. 9. The Need To Know (feat. SZA)
  10. 10. The Success
  11. 11. The Glass Egg
  12. 12. The Bloom (Ambitious Girls 3)
  13. 13. The Matrimon (feat. Usher)
  14. 14. The Body (feat. Jeremih)

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