laut.de-Kritik

In Musik kanalisierte Hysterie.

Review von

Ich glaube, hier haben wir es, das nächste große Hypematerial. Nach den Arctic Monkeys sind We Are Scientists eine weitere Band, die 2006 für Begeisterung sorgen wird. Doch anders als bei den Sheffieldern liegt hier ein Album vor, das mehr aus einem Guss erscheint, das weniger Ecken und Kanten hat. "With Love And Squalor" verspricht Hörvergnügen wie man es lange nicht mehr von einer amerikanischen Band gehört hat.

Dabei verzichten sie dankenswerterweise auf künstlerische Überhöhung, sondern versuchen es einfach mal mit den Basics: Einer großen Portion in Musik kanalisierter Hysterie. So beginnt die Platte auch gleich mit einem wohlorganisierten Großangriff auf die Tanzmuskeln. "Nobody Move Nobody Get Hurt" geht dahin, wo es wohl tut: Über das Becken in die Beine. Treibende Drums, ein Riff so simpel und so gut funktionierend, und ein Angebot, das man nicht ablehnen kann: "My body is your body, I won't tell anybody, if you want to use my body, go for it!" Wir haben einen Hit für 2006, die Marke ist gesetzt.

Hitpotential findet sich gleich mehrfach auf dieser Platte. Die ersten Takte von "The Scene Is Dead" rufen Interpol ins Gedächtnis, der Körper groovt sich so langsam in Hochform. Musik zum in der Ecke stehen ist das nicht. Auch "Inaction" macht sich nach diesen beiden Knallern ganz ordentlich, leider folgt mit "Can't Lose" der einzige Durchhänger des Albums. Den macht das ungebändigte "Callbacks" schnell vergessen, hier spielen We Are Scientists urwüchsigen Rock'n'Roll. Mit "Cash Cow" haben Keith, Chris und Michael wieder voll auf die Höhe gefunden.

Wie Perlen auf der Schnur reiht sich fortan Hit an Hit auf diesem Album. Und zu großartigen Melodien sind sie fähig, das fällt besonders bei "It's A Hit" auf, dem man nur rhythmisch kopfnickend beipflichten kann. Während der Großteil der Platte sich eher schweißtreibend auf menschliche Organismen auswirkt, beweisen die Wissenschaftler mit "Textbook" quasi im Vorbeigehen auch noch großes Gefühl. So witzig sie auf ihrer Homepage auftreten, so ehrlich wirken sie hier.

Für einen Dreier machen We Are Scientists ganz schön Alarm, mit ihren funky Tanzvergnügen-Gitarren, den Tanzbodenpanik auslösenden Drums und ihren großartigen Melodien. Für den Connoisseur feiner Indie-Tunes stellt "With Love And Squalor" ein Schatzkästchen mit zwölf wertvollen Songperlen dar. Und am Ende ist alles ganz unmittelbar vorbei, und man will alles nochmal von vorne, und am liebsten gleichzeitig. Es würde mich nicht wundern, wenn am Ende des Jahres noch einmal über We Are Scientists geredet werden würde.

Trackliste

  1. 1. Nobody Move, Nobody Get Hurt
  2. 2. This Scene Is Dead
  3. 3. Inaction
  4. 4. Can't Lose
  5. 5. Callbacks
  6. 6. Cash Cow
  7. 7. It's A Hit
  8. 8. The Great Escape
  9. 9. Textbook
  10. 10. Lousy Reputation
  11. 11. Worth The Wait
  12. 12. What's The Word

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