laut.de-Kritik

Alltagsgeschichten und fette Beats aus dem Rheinland.

Review von

Zweiter Anlauf für Simon Werle und Johannes Stankowski. Drei Jahre nach dem beachtlichen Debüt und zahlreichen Touren liefern die zwei Rheinländer einen weiteren Grund, sie zu schätzen. "Listen To ..." besagt der Titel, im Zusammenhang mit Musik nicht gerade abwegig, und offenbart denn auch elf Gelegenheiten, genau zuzuhören.

Der Opener dreht sich um die depressive "Lady Grey", entsprechend melancholisch gerät der Auftakt. "I'm a desparate human as well", entgegnet Stankowski seiner Mitbewohnerin, die nach Aufmerksamkeit verlangt, die er aber nicht geben kann. Der fette Rhythmus, bei Konzerten herausragender Masseur von Trommel- und Zwerchfell, hält sich angenehm im Hintergrund und lässt der Gitarre ausreichend Platz. Stankowski singt sich geradezu in einen Rausch aus Verzweiflung und Resignation. Wenn denn nur einem anderen die Tröster-Position zukäme.

Einen Stimmungswechsel weg von der Beklemmung leitet das gelöste "Dance" ein, ehe das Shuffle-Stück "Lost In Love" endgültig auf die Tanzfläche lockt. Werles Beats und Arrangements bereichern nun vermehrt die bis dato eher akustischen Stücke. Bei "Today" holt einen schließlich wieder die Melancholie ein. Stankowski, der seine Texte aus Seelenleben und Alltagsbeobachtungen destilliert, erzählt erfrischend schnörkellose Geschichten. Auch wenn im Leben nicht immer alles richtig läuft, geben auch Unzufriedenheit und Trauer genug her, um schöne Songs zu singen. Hinzu kommt eine angenehm sonore Stimme, die das Zuhören erleichtert.

Werle behält recht, wenn er das gemeinsame Liedgut schlicht als "einfach Popmusik mit fetten Beats" bezeichnet, aber leider lässt die Musik mit wachsender Albumlänge an Dringlichkeit vermissen. Erst der akzentuierte Refrain von "In This World" reißt nochmal richtig mit. Stankowski mutiert zum Sprachrohr der Deplatzierten: "I can't feel at home in this world anymore". Der Chor bescheinigt, dass dieses Gefühl nicht Einzelnen vorbehalten bleibt. Doch kurz vor Schluss klopfen die Herren mit "Don't Make It To Hard" nochmal auf die Schulter und sprechen den alltagsgeplagten Freunden der Indiemusik ein wenig Mut zu. "Beautiful Heart" beschließt das Album und wartet mit Klaviertönen auf, die dem sowieso schon wirkungsvollen Lied noch mehr Tiefe verleihen.

Nicht ganz 42 Minuten verlangt der Werle & Stankowski-Zweitling an Aufmerksamkeit. Einzelne Stellen laden zur intensiven Wiederholung ein, andere plätschern eher dahin. Insgesamt fällt das Album im Vergleich zum Vorgänger wesentlich harmonischer aus. Sollten die zwei Rheinländer bei der nächsten Platte die Spannung über die volle Länge aufrecht erhalten können, dürfte ihnen größerer Zuspruch gewiss sein und sicher nicht nur hierzulande.

Trackliste

  1. 1. Today
  2. 2. After All
  3. 3. Dance
  4. 4. My Mask
  5. 5. Lady Grey
  6. 6. Holiday
  7. 7. In This World
  8. 8. C'est La Vie
  9. 9. Angel Of Berlin
  10. 10. Lost In Love
  11. 11. Beautiful Heart
  12. 12. Sound Of My Guitar

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