laut.de-Kritik
Gitarrenloser Garagen-Rock, präsentiert von Jack White.
Review von Rainer HenzeJack White kann ja im Moment alles. Im März machten die White Stripes das Rock-Album des Jahres. Damit das schon mal klar ist. Auf der anschließenden Tour verdrehten sie nicht nur Harald Schmidt den Kopf. Und auch in Sachen Kollaborationen beweist Herr White gerne Geschmack.
Warum diese schier grenzenlose Stilsicherheit nicht auch als Labelchef und Produzent ausleben? Eben. Whirlwind Heat waren bereits als Vorband der White Stripes zu sehen und sind nun der erste Release auf Mr. Jack Whites höchst eigenem Label Third Man Records.
Das Trio aus der Nähe Detroits tritt mit Drums, Bass und Synthesizer an. Gitarrenlos lärmen sie sich durch Garage-Rock, Punk und Wave der späten Siebzieger. Absurde Moog-Orgien, spastische Schlagwerkarbeit, dynamische Bassläufe und ekstatischer Gesang - was für ein, zwei Songs ("Purple", "Yellow") Spannung verheißt und frisch klingt, ist auf Albumlänge gänzlich unhörbar.
Und ja: Die Songtitel sind ausschließlich Farben. "Wir wollten einen Weg finden, es einzigartig zu machen. Wir haben es satt, den Refrain eines Songs zu hören und zu wissen, das ist der Titel. Das erschien uns nicht kreativ, deshalb wollten wir uns etwas Anderes ausdenken. Die Farben stehen nicht immmer in Verbindung mit den Emotionen und der Energie der Songs, aber wir haben versucht, sie so gut wie möglich abzustimmen."
Es ist immer etwas unangenehm, wenn die Suche nach Originalität Verzweiflung offenbart. Und so wünscht man sich mit zunehmender Spieldauer von "Do Rabbits Wonder?", Jack White möge zu seiner Gitarre greifen und den hilflosen Kunststudenten eine gehörige Portion Melodie einprügeln. Es ist ein schmaler Grat zwischen Genialität und bemühtem Besonders-Sein. Jack White weiß um die richtige Seite, doch Whirlwind Heat fallen zur falschen.
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