laut.de-Kritik
Das pochende Herz des Post-Punk.
Review von Kerstin KratochwillEine samtene Grabesstimme, pochende Melodien und peitschende Drums, zuweilen von messerscharfen Gitarren oder flirrenden Sounds durchbrochen: Das ist der unverwechselbare Markenkern der belgischen Band Whispering Sons, die mit "The Great Calm" ihr drittes Album vorlegt. Der Titel erinnert nicht ungefähr an die dräuende Ruhe vor dem Sturm, jeder Song erscheint wie eine solch unterschwellige Warnung, bevor er schließlich mit wogender, brodelnder Gewalt über die Hörerinnen und Hörer herniedergeht.
Aufgenommen in der Nähe von Eindhoven und an der Nordseeküste ist "The Great Calm" nicht nur ein Album, das einen Ozean von Emotionen, Energien und Geschichten aufwirbelt, sondern auch eine Folge der fast schon gezeitenähnlichen Veränderungen innerhalb der Gruppe aus Brüssel. Die Band ist nun nämlich wieder ein Quintett. Der ursprüngliche Schlagzeuger Sander Pelsmaekers musste mit einer Nervenkrankheit zwischenzeitlich mit dem Musizieren aufhören, ist nun aber wieder an den Synthesizern aktiv. Bassist Tuur Vandeborne ist währenddessen an die Drums gewechselt, und der langjährige Tontechniker der Band Bert Vliegen ist am Bass dazugekommen. Prägend bleibt die Ausnahmestimme von Sängerin Fenne Kuppens, die dunkel, geheimnisvoll und irritierend irisierend schön ist.
Ihren ganz eigenen Post-Punk haben Whispering Sons auf "The Great Calm" mit Seelenruhe weiterverfeinert und seziert. Flüsternde Vibes wechseln sich mit druckvollen Teppichen ab, die Songs flirren zwischen Experiment und Energie sowie zwischen frenetischem Aufschrei und fesselnden Melodien.
Das klingt mal wie eine skelettierte Version von Sisters Of Mercy, die minimalistische Variante der frühen Editors oder die existenzialistische emotionale Antwort auf The Soft Moon, dessen Mastermind Luis Vasquez 2024 viel zu früh verstorben ist. Das letzte Whispering Sons-Album "Several Others" (2021) war ebenso wie Vasquez' Musik geprägt von Düsternis und Destruktion – man kann "The Great Calm" jetzt nicht gerade als fröhlich bezeichnen, aber ab und an schimmert ein klitzekleiner Sonnenstrahl durch die Gitter.
Ein Song wie "The Talker" überrascht mit geradezu beschwingtem Gitarrenklang, der an The Smiths erinnert. In diesem Sinn beschreibt die folgende Morrissey-Textzeile den Sound von Whispering Sons auf diesem Album ziemlich gut: "You have never been in love / Until you've seen the sunlight thrown / Over smashed human bones".
2 Kommentare mit 2 Antworten
Ähm - wie heißt die Band?
Whispering Sounds?
Whispering Songs?
Whispering Sons?
Habt Ihr Euch mittlerweile entschieden?
Alles schöne Namen, trotzdem danke für den Hinweis
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