laut.de-Kritik
Opulentes Werk mit großartiger Dramaturgie.
Review von Michael EdeleBetrachtet man sich Cover und Bandfotos des neuen Wintersun-Albums, fällt auf, dass sowohl die Schrift als auch die Klamotten der Jungs einen deutlich asiatischen Touch abbekommen haben. Die ersten Töne des überlangen Intros "When Time Fades Away" fügen sich diesem Eindruck.
Ganz schnell erinnert man sich auch an die Fähigkeit von Jari Mäenpää, wahrhaft großartige Filmmusik zu komponieren. Wäre die Verfilmung von "Avatar - Der Herr der Elemente" nicht so schlecht gewesen, hätte man hiermit vermutlich den perfekten Soundtrack gefunden. Epik, Dramaturgie und eine geschickte Steigerung bis zum musikalischen Höhepunkt sind hier absolut großartig.
Daran schließt nach kurzer Regeneration "Sons Of Winter And Stars" an, das so etwas wie einen Missing Link zwischen Nightwish und Dimmu Borgir darstellt. Was den musikalischen Bombast angeht, dürften Wintersun niemanden enttäuschen, selbst vor massiven Chören und einer Operntrulla schrecken sie nicht zurück. Die bleibt zum Glück aber immer im Hintergrund und auch die orchestralen Elemente verkommen nie zum Selbstzweck.
Dafür stehen Gitarren, Keyboards und klassische Instrumente weitgehend gleichwertig nebeneinander. Jari ruft derweil die komplette stimmliche Palette ab. Zunächst erinnert er mit seinem heiseren Gekeife noch an Alexi Lahio, klingt mit seiner klaren Gesangsstimme aber gerade in "Land Of Snow And Sorrow" wie eine Mischung aus Devin Townsend und Hansi Kürsch. Wobei sich der Blind Guardian-Aspekt auch kompositorisch gelegentlich verstärkt.
Das kleine Intro "Darkness And Frost" leitet in den alles überragenden Titeltrack ein. Einmal mehr ist der Vergleich mit Townsend angebracht und zwar nicht nur in gesanglicher Hinsicht, sondern auch bezüglich der Gitarrenarbeit. Hierbei handelt es sich sozusagen um das Meisterstück. Vor allem das Klavierstück, das nach einer Spielzeit von knapp neun Minuten die Führung übernimmt und die asiatischen Klänge zum Ende hin lassen "Time I" richtig rund erscheinen.
7 Kommentare
"Ganz schnell erinnert man sich auch an die Fähigkeit von Jari Mäenpää, wahrhaft großartige Filmmusik zu komponieren."
Der erste Song ist wohl wahr ein großartiges Theme, obgleich man auch sagen muss, dass es sich hier ganz klar an Tan Dun oder Williams (Geisha) orientiert. So massig kreativ ist das auch nicht, obgleich sehr ungewohnt.
Die Platte ist solide vier Punkt wert. Songwriting und Ideen sind da, um sich klar von der Masse abzusetzen.
Uff, meiner Meinung nach ist das Teil dezent Pomp-überfrachtet. Gerade durch die schneidende Härte hat sich das überragende Wintersun-Debut damals vom orchestralen Kitsch eines Nightwish positiv abgehoben. Jetzt ist der Sound viel Background-lastiger, betont mehr die Chöre und sphärischen Klänge und rückt das Ganze in ein gefährlich kitschiges Licht. Schade, denn der reduzierte Sound der Bonus-DVD (Live-Einspielung des Albums) zeigt, welch immenses Potenzial die Songs hätten, wenn die Gitarren denn mehr in den Vordergrund gemischt worden wären. Für mich in dieser Form leider eine Enttäuschung.
Und die Chinarestaurant-Eröffnungsdudelei geht ja wohl mal gar nicht!
Die beiden Instrumentals sind zweifelsohne nicht schlecht. Der Opener nimmt mir im Ganzen allerdings zu viel Platz weg.
Sons of Winter and Stars, 13 Minuten, wovon man vielleicht wirklich etwas mehr zu richtig eigenständigen Stücken hätte trennen sollen. Gleiches zu Time, was für mich aber doch schwächer als Sons... daherkommt.
Die Scheibe hat sehr gute Parts, ist aber von einem (sehr) guten Album doch entfernt, da es einfach immer zu lang brauch um mal auf den Punkt zu kommen. Vielleicht bin ich auch nur etwas enttäuscht das man das Album zu sehr als Gesamtwerk sehen muss. Ein einzelner Song herausgerissen verliert dann doch schnell an Glanz.
Schade.
@ratflat («
Und die Chinarestaurant-Eröffnungsdudelei geht ja wohl mal gar nicht! »):
Kunstbanause - wohl nicht so mit orchestralen Musik?!? Das ist eber wohl eher Suhsi-Restaurant - da japanisch.
@JaDeVin (« @ratflat («
Und die Chinarestaurant-Eröffnungsdudelei geht ja wohl mal gar nicht! »):
Kunstbanause - wohl nicht so mit orchestralen Musik?!? Das ist eber wohl eher Suhsi-Restaurant - da japanisch. »):
Mal überhaupt nicht. Ich mag klassische Symphonien ebenso wie stimmungsvoll kombinierte Melangen aus Metal und orchestralen Klängen. Fleshgod Apocalypse heute oder Savatage damals haben das z.B. super hinbekommen, ohne in irgendeiner Form kitschig zu wirken. Auch im Black Metal-Bereich habe ich schon deutlich stimmigere Klassik/Metal-Kombinationen gehört (vgl. z.B. Dimmu Borgirs "Death Cult Armageddon"). Das Wintersun-Debut war seinerzeit ja auch orchestral geprägt, aber eben nicht so überfrachtet und deshalb für mich um ein vielfaches attraktiver. Also: Ich mag orchestrale Musik. Diese hier aber enttäuscht mich.
Und unabhängig davon, ob das Intro jetzt japanisch oder chinesisch angehaucht ist (was ich nicht beurteilen kann und was für mich als Hörer auch keinen entscheidenden Einfluss auf das Hörerlebnis hat): das Teil ist für mich einfach zu Klischee-beladen.
Du musst dir einfach einen meiner Lieblingsfilme "Die Geisha" ansehen und auf das Zeugs im Hintergrund von Williams achten, dann wird dir das bewusst
Bestes klassische Adaption eines klassischen Stückes im Metal: Åttiosextusenfyrahundra von Shining (gottgleich interpretiert von der Hohlbirne Kvarforth - das ist ein Invers von Beethoven per Excellence).