laut.de-Kritik
Ein Rockalbum ohne Plattitüden und Pseudoweisheiten.
Review von Michael EdeleDen Jahrestakt in Sachen Veröffentlichungen hat Daniel Wirtz dieses Mal nicht eingehalten, aber dafür gibt es gute Gründe. Zum einen sind die Touren zum letzten Album "Erdling" ausführlicher und größer geworden als noch zu Zeiten des Debüts "11 Zeugen". Zum anderen ist Wirtz als musikalischer Guerilla-Kämpfer finanziell immer auch als Drahtseiltänzer unterwegs.
Obwohl MySpace als Plattform in der Bedeutungslosigkeit versunken ist, spricht die Musik des Frankfurters mittlerweile mit einer Stimme, die laut genug ist, um auch abseits davon auf sich aufmerksam zu machen. Der iMusic1 Rocks-Server wurde von seinen Fans nämlich lahm gelegt, als dort der Titeltrack samt Video debütierte. Und genau mit dem geht es auch gleich satt rockend los.
Der Groove geht sofort in Beine und Nacken und gebannt lauscht man den Worten des Sängers. Herrschten auf den ersten beiden Scheiben weitgehend melancholischen Momente vor, so rebelliert der Opener hiergegen an. Noch einen Schritt weiter geht er mit dem humorvollen "Goldenes Kind", das in der Tradition von "L.M.A.A." steht und mehr als einmal ein Lächelns ins Gesicht zaubert.
Doch Wirtz wäre nicht Wirtz, wenn er nicht auch den Blick auf die tristen und schwermütigen Momente werfen würde. Allerdings sind diese nicht mehr nur nach innen gerichtet - mittlerweile geht Daniel auch sozialkritisch an seine niedergeschriebenen Gedanken heran. Ein Song wie "Der Lange Weg" lässt beide Möglichkeiten zu wie auch das wunderbar leichte "Hol Mich Heim".
Während er musikalisch stellenweise recht reduziert und fast schon simpel zu Werke geht ("Banalität Der Dinge" oder das hypnotische "Der Sog"), ist es lyrisch mehr denn je ein Genuss, die Texte des Hessen auf ihre Doppeldeutigkeiten, Metaphern und Analogien abzuklopfen. Plattitüden oder Pseudoweisheiten sucht man einmal mehr vergebens - ob man sich auf die Bilder einlässt, die Daniel mit seinen Worten malt, muss aber jeder selbst entscheiden.
Zwar gibt es mit "Strom Der Zeit", dem fragilen "Hier" und dem abschließenden "Weiße Stellen" auch zwei traumhaft schöne Balladen auf dem Album. Es wäre jedoch falsch, anzunehmen, "Akustik Voodoo" wäre kein Rockalbum. Ganz im Gegenteil, denn sowohl "Du Verschwendest Meine Zeit", als auch "Kamikaze" (das mal ein ganz anderes Licht auf den Menschen Daniel Wirtz wirft) rocken gut nach vorne ab.
Düstere Alternative-Klänge wie beispielsweise "Gebrannte Kinder" gibt es ebenso zu vermelden, was "Akustik Voodoo" sowohl musikalisch wie auch lyrisch wieder zu einer sehr runden Sache macht. Wer im Oktober auf eines seiner Konzerte geht, darf sich nicht nur auf eine energetische Show freuen, sondern sich auch gewiss sein, einen Künstler zu unterstützen, der abseits der maroden Musikindustrie weiter seinen Weg geht.
10 Kommentare
Deutschrock im Grunge-Gewand wäre damit auch besetzt.
gar nicht mal sooo schlecht
oomph 2.0?^^
Klasse Album.Geiles Video.Bester Deutscher Rockmusiker.
oomph 2.0?Hör dir das Album halt erstmal an bevor du was schreibst.
es heisst ja das verfluchte dritte album. elf zeugen zaehlt fuer mich zu den besten deutschen platten ueberhaupt. die texte waren sehr persoehnlich und emotional. bei erdling ging das persoenliche schon ein bisschen floeten. aber die texte beim neuen album sind ja mal totaler humbug. ausser vll "der lange weg" ist das album gerade mal so unterer durchschnitt. das wars wohl mit wirtz. 2/5
Geniales Album, super wie auch seine beiden Vorgänger 11 Zeugen und Erdling. Höre das neue Album rauf und runter und bin immer mehr begeistert!! Tolle Musik!! Am 8.11. ist er im FZW in Dortmund, da werd ich ihn dann auch sehen statt nur zu hören! Freu mich total drauf! Btw: 5 Sterne!!