laut.de-Kritik
Hart an der Grenze zum kommerziellen Kalkül.
Review von Michael EdeleGesamtkunstwerke aus akustischen und visuellen Anreizen sind nichts Neues mehr, aber je nach Umsetzung immer wieder ambitioniert und faszinierend. Wo Nightwish bereits Andeutungen über eine weitgehende Symbiose aus Film und Musik für ihr neues Werk gemacht haben, legen Within Temptation nun bereits ihr Album vor.
Das verbindet auf den ersten Eindruck nur eine Comic-Vorlage des Witchblade, Darkness und X-Men-Zeichners Romano Molenaar, basierend auf der Idee des Autors Stephen O'Connell (BloodRayne, Dark 48) mit der Musik der Holländer. Um das Konzept aber noch weiter zu vervollständigen, gibt es bereits drei Videoclips mit einer dem Comic entsprechenden Vorgeschichte zu den einzelnen Tracks. Dabei sollte allerdings die Frage erlaubt sein, warum man auf Mr. Molenaar nicht auch als Coverartist zurück gegriffen hat?
So weit die Story von "The Unforgiving". Von der musikalischen Umsetzung des Konzeptes behauptet Gitarrist Robert Westerholt, man habe sich auch hier weitgehend neu erfunden. Das lässt sich zwar nur mit Abstrichen bestätigen, doch vor allem Sharon den Adel scheint sich stimmlich von der piepsigen Vergangenheit endgültig gelöst zu haben.
Bereits nach dem kurzen Intro verdeutlicht "Shot In The Dark", dass die Sängerin ihre Stärken in mittleren Gesangslagen erkannt und gefunden hat. Musikalisch wird der Bogen zum typischen Within Temptation-Sound durchaus noch gespannt. Leichte Streichersounds sind eingangs noch zu vernehmen, spielen dann aber kaum mehr eine Rolle. Viel greift Keyboarder Martijn Spierenburg auf gängige Synthiesounds zurück, die mit den rockig-poppigen Gitarrenlinien gut harmonieren.
Wer die bombastische Seite an der Band bislang bevorzugt hat, wird von "The Unforgiving" zwangsläufig enttäuscht sein, denn davon ist wirklich nicht mehr viel geblieben. Gerade mal "A Demon's Fate" wagt noch am ehesten die Verbindung zu den alten Within Temptation. Stattdessen legen sie verstärkten Wert auf eingängige Rocksongs wie das doch leicht kitschige "In The Middle Of The Night", das treibende "Iron" oder das cineastische "Stairway To The Skies".
Nicht ganz so weit von ihren Wurzeln entfernt sind sie mit dem atmosphärischen "Faster", das einen nicht zu verleugnenden HIM-Einschlag aufweist. Doch auch die ruhigen Stücke wie "Fire And Ice", "Lost" oder "" verweilen deutlich im Within Temptation-Kosmos, zeigen sich insgesamt aber reduzierter und eben auf klassische Rockband ausgerichtet.
Sind die ruhigen Sachen an sich schon gelungenes Material für das Radio, sparen vor allem Titel wie "Sinéad" oder auch "Murder" nicht mit chartigen Elementen. Ob man damit den schmalen Grad zum kommerziellen Kalkül nicht letztendlich überschreitet, bleibt wohl Ermessenssache.
8 Kommentare
ich danke ihnen, herr edele und unterschreibe jedes wort. sehe (fast) exakt genauso! .absinth:
mich erinnern manche stücke schon ein wenig an die typische 80er mischung aus aor und gekonnten hardrock a la pretty maids.
nicht weltbewegend; aber wenigstens ein deutliches stück von früheren gruseltaten entfernt. solide wie ne hollandtomate
ich meinte natürlich
wie er auch gar nicht mehr auf diesen comic und die visuelle umsetzung eingeht. aber dafür bin ich vllt einfach zu informiert, seit "mother earth" hab ich mich nicht mehr groß für die interessiert (ok abseits des unplugged albums letztes jahr)...
Haha, das Interview vom Selbstdarsteller Kubanke ist klasse. Welche Medien sieht er denn als "arriviert" an? Und welche als "Spartenpresse"? Und wie soll man Spartenpresse überhaupt definieren? Bei neuen Wortkreationen sollte man aufpassen, dass man das auch versteht, das Wort ist durchaus doppeldeutig. Sparten im Sinne von Genre, oder soll "Sparten" so ein schmuckes Wort für Spartaner sein?
So,nach etwa dem 100sten Mal durchhören des Albums muss ich gestehen dass ich ziemlich süchtig bin nach der Scheibe hat bei mir bisher keine WT-CD erreicht...
@Hmm:
ich seh das jetzt erst.
1. der spartanerspruch ist witzig; aber leider unfug.
Ich bin nicht interpretierbar. noch war ich wortschöpferisch tätig. der begriff spartenpresse ist ein im deutschen presserechtswesen determinierter begriff. er bedeutet in der tat genrepresse.
2. sollten die fragen dir ansonsten schlecht ins ohr gehen, muss es ja nicht immer zwingend und ausschließlich am verfasser liegen.