laut.de-Kritik
Der Accept-Chef (zer)rockt zum zweiten Mal Perlen der Klassik.
Review von Jürgen LugerthWolf Hoffmann, seines Zeichens Gitarrist der Sonderklasse und hauptberuflich musikalischer Direktor der Teutonen-Metaller Accept aus Solingen, hatte ja schon immer einen starken Hang zur klassischen Musik. Davon zeugen bis heute viele klassische oder klassisch angehauchte Zitate in Paradestücken seiner Hauptband, von "Princess Of The Dawn" oder "Balls To The Wall" über "Metal Heart" bis hin zu "The Final Journey" vom bisher letzten Accept-Album "Blind Rage".
Schon im Jahr 2003 brachte er ein sehr sinnvoll betiteltes Album namens "Classical" heraus, das sich ganz der Musik der Altvorderen widmete und heutzutage im Internet teilweise zu geradezu unsinnigen Preisen angeboten wird. Schwer nachvollziehbar. Nun also, nach satten dreizehn Jahren, präsentiert uns Herr Hoffmann den Nachfolger "Headbanger's Symphony". Nach seiner eigenen Aussage lag dieses Projekt halb fertig schon sehr lange auf Eis, vor allem weil ihn der überraschende Erfolg der reformierten Accept voll in Anspruch nahm. Die sind nach drei Alben und vielen erfolgreichen Tourneen wieder gut im Geschäft und so fand sich jetzt endlich Zeit, Hoffmanns Solo-Projekt fertigzustellen und unter die Leute zu bringen.
Hat sich die lange Wartezeit denn gelohnt? Die Antwort fällt zwiespältig aus. Auf "Headbanger's Symphony" finden sich elf größtenteils sehr bekannte und schon ziemlich oft bearbeitete Stückchen aus der Klassik wieder, von Beethoven über Vivaldi, Mozart und Bizet bis zu Bach ist alles mit Rang und Namen dabei.
Dem Albumtitel entsprechend kracht es teilweise ziemlich heftig, vor allem zu Beginn, im weiteren Verlauf geht der Druck aber etwas verloren. Von vorne: Das "Scherzo" von Ludwig van Beethoven, das auch vom Kultfilm "Uhrwerk Orange" her bekannt sein dürfte, liefert einen heftigen, opulenten Einstieg, bei dem Hoffmann zu bewegten Streicherparts ordentlich die Gitarre quietschen lässt. Es folgt das ebenfalls schon oft interpretierte "Night On Bald Mountain" von Modeste Mussorgski, das mit seiner dramatischen Einleitung und den vielen verschiedenen Stimmungen geradezu prädestiniert ist für eine wilde Gitarrenorgie. Der Maestro lässt sich nicht lumpen und haut ein ein echtes Feuerwek raus. Leider ist nach etwa viereinhalb Minuten schon Schluss, was dem etwa zwanzigminütigen Original wenig gerecht wird, dazu wird das Ganze auch noch ausgeblendet. Auch wenn dieses Stück dem Headbanger wohl am meisten zusagen wird, ist das doch enttäuschend.
Danach kommt ein Cut. "Je Crois Entendre Encore" von Georges Bizet könnte auch als Musik für Fahrstühle oder Supermärkte durchgehen. Das gilt teilweise auch für die später folgenden "Madame Butterfly" und "Adagio" sowie für das Schlussdoppel "Meditation" von Jules Massenet und das sattsam bekannte "Air" von Johann Sebastian Bach. Endlose Gitarren-Kantilenen, die letzten zwei Stücke durchaus mit Einschläferungs-Potential.
Fetzig dagegen die "Symphony No. 40" von Mozart. Auch der dramatische "Swan Lake" kann sich hören lassen. Unklar bleibt, wer die Platte wirklich richtig gern haben wird. Die Headbanger? Die Klassik-Experten? Vermutlich keiner von beiden. Aber sicherlich hat Wolf Hoffmann seinen Spaß gehabt. Und das wird ihm wohl das Wichtigste gewesen sein. Für Komplettisten.
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Rondò Veneziano knallt mehr!