laut.de-Kritik
Ein akustischer Kniefall.
Review von Kai ButterweckWolfgang Niedecken muss sicherlich keinem mehr irgendetwas beweisen – fast 40 Jahre Bap, das spricht Bände. Sieht der Verantwortliche ähnlich – zumindest bis ihn ein Schlaganfall im November 2011 fast dahinraffte.
Seitdem kramt die Kölschrock-Ikone wie wild in der Was-ich-schon-immer-mal-machen-wollte-Schublade, um sich im nächsten Leben nicht irgendwann mal grün und blau zu ärgern. Dieser Tage erblickt das erste dieser Projekte das Licht der Welt. Es heißt "Zosamme Alt" und schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Da war einerseits seit Jahren das Verlangen nach einem reinen Akustikalbum. Ebenso köchelte das Bedürfnis eines musikalischen Dankeschöns an die Mutter seiner Töchter im Herzen des gebürtigen Domstädters. Niedecken brachte beides unter einen Hut, denn die in einem Studio in Woodstock - gemeinsam mit Larry Campbell (Bob Dylan) und Stewart Smith ( Eagles) - eingespielten Akustiksongs, beschäftigen sich allesamt mit der besseren Hälfte des Bap-Chefs.
12 Merci-Vierminüter, quasi nackt präsentiert, so wie er sie einst schuf - dazu ein neuer Song als Prolog und einer als Epilog. Etwas aufgepeppt mit Pedal Steel-Gitarre, akzentuierten Violinen und diversen Piano-Einschüben klingen viele der in den vergangenen 25 Jahren verfassten Tracks wie reine Kniefälle eines Mannes, dessen Herz noch genauso voller Liebe ist, wie am ersten Tag.
Zwischen folkiger Lagerfeuer- und kauziger Wild West-Atmosphäre schwirren die tiefenentspannten Akkordfolgen von Songs wie "Rääts Un Links Vum Bahndamm", "Nöher Zo Mir", "Nie Zo Spät" oder "Waat Ens Jraad" um knisternd züngelnde Flammen.
Nur selten schleichen sich beschwingtere Rhythmen abseits der Stille ein ("Lena", "Ich Wünsche Mir, Du Wöhrst Heh", "Alles, Wat Ich Zo Jähn Wöhr"). Denn wer huldigt schon seiner Angebeteten zu krachenden Becken und röhrender Telecaster?
1 Kommentar
Kai, wie waere es denn eigentlich mal mit einem Meilenstein fuer 'Zwesche Salzjebaeck un Bier'?