laut.de-Kritik
Detailverliebter Progrock aus Dresden.
Review von Kai ButterweckFans von progressiven Retro-Sounds à la Kadavar, Blues Pills und Graveyard: aufgepasst! Dresden schickt dieser Tage ein kraftvolles Soundpaket namens "Sow The Wind" in die weite Welt hinaus, das die eine oder andere aktuelle Großproduktion der Branche spielend leicht in die Tasche steckt.
Geschnürt hat es das ostdeutsche Progrock-Quartett Wucan. Die Band hat sich zur Aufgabe gemacht, auf den Spuren all jener Größen zu wandeln, die Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger den krautigsten Rock vom Stapel ließen.
Ganze sechs Songs brauchen die Mannen um Frontfrau und Bandaushängeschild Francis Tobolsky, um die komplette Bandbreite dieser Zeit auf den Punkt zu bringen. Den Anfang macht "Father Storm", eine knapp vierminütige Achterbahnfahrt, die zwischen klassisch abgedämpftem Powerchording und flirrendem Ian Anderson-Geflöte so ziemlich alles auffährt, das es braucht, um das wallende Haupthaar mal wieder so richtig durchzuschütteln.
Neben abwechslungsreichen Arrangements und einem von Richard Behrens perfekt abgestimmten Vintage-Sound glänzt hier vor allem das Organ der blonden Sängerin. Wahlweise feenhaft oder rotzig, hält die Stimme an vorderster Front alles zusammen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Francis mit düsteren Black Sabbath-Salven ("Owl Eyes") oder groovenden Funk-Attacken konfrontiert wird ("Looking In The Past"). Da geben selbst die ausuferndsten Wah-Wah-Ekstasen klein bei.
Spätestens mit dem harmonischen "Face In The Kraut" sowie dem zweigleisig fahrenden Dynamikmonster "King Korea" lassen Wucan die letzten Zweifler verstummen. Mehr Liebe zum Detail geht nicht.
Wenn dann zum Ende hin auch noch der "Wandersmann" den Beweis erbringt, dass man eigenständige Kniefälle vor der Antike nicht einmal mit der deutschen Sprache behindern kann, bleibt dem Hörer nichts anderes übrig, als sich vom heimischen Sofa zu erheben und zu applaudieren. Bravo! Bravo!
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