laut.de-Kritik
Bombast-Konstrukt mit nur leichten Schwächen.
Review von Manuel BergerXandria haben offenbar keine Angst, den Vergleich mit Nightwish einzugehen. Schlug man in den letzten Jahren ohnehin bereits musikalisch in die entsprechende Kerbe, passt sich jetzt auch noch das Artwork an. Und siehe da: Die Deutschen müssen sich mit "Theater Of Dimensions" tatsächlich nicht vor den finnischen Kollegen verstecken. Mit Dianne van Giersbergen haben Xandria eine Ausnahmesängerin in ihren Reihen, technisch gibt es nichts auszusetzen und auch kompositorisch präsentieren sie sich ausgesprochen vielseitig.
Die anfänglich ob des "Fluch Der Karibik"-Intros gehegte Skepsis legt sich bereits im Verlauf des ersten Songs. Symphonic Metal bedeutet nicht gleich kitschiges Feenzirpen, das machen Xandria recht schnell klar. Bisweilen klingt "Where The Heart Is Home" mehr nach Dimmu Borgirs "Abrahadabra" als nach Holopainen. Noch heftiger gerät "We Are Murderers (We All)" – und dazu bräuchte es Gastsänger Björn Strid nicht einmal. Geschadet hat das Zwischengrunzen des Soilwork-Fronters aber auch nicht.
Wird es dann sanft, kommt man zwar nicht umhin, die Nightwish-Melodieführung rauszuhören. Wenn Klavier und Uillean Pipes in "Forsaken Love" erklingen, erinnert das an "Elán" ("Endless Forms Most Beautiful"). Das macht das Ganze aber bestimmt nicht zu einem schlechten Song. Im Gegenteil: Mit so einem Refrain sind Xandria endgültig ganz oben angekommen. Selbiges untermalen die teils wirklich großartigen Gitarrensoli, die etwa in "Forsaken Love", "A Theater Of Dimensions" oder "Dark Night Of The Soul" auftauchen.
Letzteres mausert sich auch aus anderen Gründen zum heimlichen Höhepunkt. Man kann regelrecht dabei zusehen, wie "Dark Night Of The Soul" einen Epik-Turm von den Grundfesten aus bis in den Himmel errichtet. Ausgehend vom ruhigem Piano/Vocals-Einstieg erfährt die Nummer eine kontinuierliche Steigerung. Erst gesellen sich Schlagzeug und Bass hinzu, dann kommt eine Flöte, und schließlich behäbige Gitarrenakkorde. Dianne van Giersbergen gibt sich federführend und baut die Festung immer höher. Bereits zur Mitte der Komposition entsteht so ein beeindruckendes Bombast-Konstrukt. Xandria gehen aber noch weiter und lassen den Track schließlich gegen Ende wieder schlüssig abebben.
Ein paar Schwächen offenbaren sich dann aber doch. Vielleicht hätten Xandria einen anderen Titel wählen sollen, denn so hat man das Gefühl, als würden sie bisweilen auf Biegen und Brechen den Theateraspekt zur Geltung bringen zu wollen. In einigen bewusst theatralisch gehaltenen Situationen überspannen sie den Bogen etwas. Der Spoken Word-Part inmitten des Titelsongs etwa erfüllt vor allen einen Zweck: er zerstört den Flow. Selbiges gilt für ein leider sehr dominantes Element in "Ship Of Doom": Bis zehn (okay: zwölf) zählen war musikalisch noch nie cool. Schon gar nicht, wenn man dazu auch noch blöde reimt. Dagegen ist selbst das nachfolgende, völlig überflüssige Schunkel-Folk-Instrumental "Céilí" eine Wohltat für die Ohren.
Zum Glück halten sich diese Ausreißer sehr in Grenzen. Xandria liefern mehr als genug Gründe, ihnen diese zu verzeihen. Mit "Theater Of Dimensions" gelingt ihnen mehr als nur ein gutes Genrealbum. Wenn einem beim Hören der Arrangements und feinen Melodien teilweise der Name Ayreon in den Sinn kommt, darf man das Ergebnis wohl getrost als 'überzeugend' abstempeln.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Bei dem Album wusste ich schon, das wird over the top. Call of Destiny und Dark Night of the Soul sind endgeile Songs. Übrigens fehlt da ein "s". Es heißt "Theater of Dimensions".
Sonst sehr gute Rezi!