laut.de-Kritik
Roots Reggae Roots bis in die Fingerspitzen.
Review von Dani Fromm"Change" - in Zeiten wie diesen ein viel strapaziertes Schlagwort. "Things Change", das demonstriert Yah Meek unter anderem mit der Schreibweise seines Namens. Wo es um Inhalt geht, wird das Etikett zur Nebensache.
Ob nun Jah, Yah oder The Most High draufsteht: Mr. Errol Saunders bleibt ein Garant für überaus beseelten Roots-Reggae. Ein Gebet zur Einleitung, eins zum Abschied. Dazwischen bringt Yah Meek einen kompletten, Gesang gewordenen Gottesdienst unter. Er erhebt seine kräftige, glasklare Stimme zu Ehren des Allmächtigen.
Ihm notfalls auch ohne jede Begleitung Lob, Dank und Preis zu singen, dazu fühlt sich Yah Meek von seinen "Roots Reggae Roots" bis in die Fingerspitzen hörbar berufen. Erstaunlich dabei, dass die alles durchdringende Spiritualität so wenig nervt, wie sie langweilt.
Die stete Beschäftigung mit höheren Mächten führt hier einmal nicht zu Weltabgewandtheit. Yah Meek legt seine Finger in offene, schwärende Wunden, an denen die Gesellschaft nicht erst seit gestern krankt. Ihn treiben insbesondere Themen wie der Raubbau an "mama nature", die globale Erwärmung und die Vernachlässigung der Jugend um.
Neben unerschütterlichem Gottvertrauen hat er dem so schlichte wie effektive Ratschläge entgegen zu setzen: "Stop a little, think a little." Das könnte schon viel helfen. "Children learn what you teach them." Stimmt auffallend, nicht einmal die Supernanny wird da widersprechen.
Wer eine kluge Mutter hat, die sich im Drogensortiment und den zugehörigen Wirkungen verblüffend gut auskennt, hört die Empfehlung "No Hard Drugs" vermutlich nicht zum ersten Mal. An Richtlinien wie dieser oder denen der Mutter eines Kollegen ("My mama said don't take more than a mouthful.") lässt es sich schon halbwegs unbeschadet entlang hangeln.
Bei aller irdischen wie geistigen Betroffenheit bleibt Yah Meek stets Zeit, die Liebe zu feiern. Entsprechend positiv, optimistisch und nach vorne gerichtet gestaltet sich der Sound auf "Things Change". Mit versierten Recken wie Sam Gillys House of Riddim im Rücken lässt es sich leicht guter Dinge sein.
Gelegentlich schießt das übers Ziel hinaus. Fröhlich quietschende Orgeln erscheinen angesichts von dräuendem "Global Warning" und seinen Folgen schlicht unangemessen. Auf die Dauer von 20 Tracks werden harte Ansprüche an die Fähigkeit, gute Laune zu ertragen, gestellt.
Insgesamt gerät die handwerklich unanfechtbare Kombination aus dezent zurück genommenen Bläsern, präsenten, aber das Gesamtbild dennoch nicht erdrückenden Basslinien und effektvoll den Leadvokalisten flankierenden Backgroundgesängen aber derart angenehm, dass ein bisschen Übereifer kaum ins Gewicht fällt.
6 Kommentare
Kommt auf die Liste!
einige songs klingen wirklich gut arrangiert, aber grundsätzlich finde ich nichts besonderes an der Lead Stimme. klingt sehr austauschbar ohne hohen wiedererkennungswert oder fesselnder passion...
der typ ist eben kein burning spear oder junior delgado.
@laut.de (« Auf die Dauer von 20 Tracks werden harte Ansprüche an die Fähigkeit, gute Laune zu ertragen, gestellt. »):
ja, es wäre sinnvoller gewesen eine selektion der 20 songs zu machen und die 10-12 besten auf cd zu pressen um das gesamte niveau etwas zu steigern.
PS:
@laut.de: in welcher musik sparte (hauptseite unten links) ist diese review bei euch zu finden?
rap/hip hop.
nicht logisch, aber da landet das reggae/dancehall-zeug zur zeit noch.
kommt zeit, kommt bessere sortierung.
bestimmt.
mit detox zusammen...
sobald wir aufhören, den versprechungen der technik glauben zu schenken, versinkt alles in grauer hoffnungslosigkeit.
hihihi