laut.de-Kritik
Die junge Amélie scheint durch dieses wunderbare Album zu tanzen.
Review von Vicky ButscherIn meinem Bett liegen und träumen. Viel mehr will ich zu dieser Musik nicht machen. Geschichten schießen in meinen Kopf. Sie sind alle irgendwie von dem wunderbar-verträumten Film "Die fabelhafte Welt der Amélie", zu dem Tiersen den Soundtrack geschrieben hat, inspiriert. Vor allem die junge Amélie scheint durch das Album zu hopsen und zu tanzen.
Unbeschwert sind die Stücke auf den ersten Blick. Auf den zweiten überfällt mich beim Hören jedoch vor allem eine süße Melancholie. Wunderschöne sentimentale Traurigkeit verbreiten die Kompositionen. Doch hier handelt es sich um eine Art von Schwermut, in der man sich gerne fallen, sich darin wie in einer weißen, weichen Wolke treiben lässt.
Gedankenverloren starre ich ins Leere, wenn ich Stücke wie "la Parade", der von Lisa Germanos Stimme eine ganz besondere Stimmung erhält, oder "Les Jours Tristes" höre. Auch für den zweiten Song hat sich Yann einen Gastsänger geholt: Neil Hannon, ehemals Sänger bei der Divine Comedy, singt mit schmeichelnder, erdiger Stimme. Das Herausragendste unter vielen beeindruckenden Liedern.
Außergewöhnlich ist auch "La Lettre D'explication", bei dem Tiersen eine Schreibmaschine als Rhythmusinstrument, ein Spielzeugklavier und ein Spielzeugauto einsetzt. Das Titelstück "L'Absente" wird als klares Klavierstück seinem Namen vollkommen gerecht. "Le Jour D'Avant" baut sich von einem langsamen, akkordeondominierten Chanson zu einem vielschichtigen, folkigen Song auf, um sich zum Schluss zu einem Streichergewitter zu verdichten, das wie eine fulminante Welle in "Les Jours Tristes" überschwappt. Dieses Stück sowie den Opener "A Quai" hat Tiersen im vergangenen Jahr schon auf seinem Erfolgssoundtrack "Die fabelhafte Welt der Amélie" veröffentlicht.
Zwischen zurückhaltend und pompös bewegt sich "L'Absente", mehr Pop als Chanson und doch durch und durch französisch. Stimmungsvoll. Romantisch. Sentimental. Schmeichelnd.
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