laut.de-Kritik
Americana aus dem Schweizerischen Wallis.
Review von Giuliano BenassiEs ist eine jener Stimmen, die sofort in ihren Bann ziehen: rau, heiser, bedeutungsschwanger, an Kurt Wagner und Vic Chesnutt angelehnt. Überraschend, dass der Sänger noch keine 30 ist, aus dem Schweizerischen Kanton Wallis stammt und dem Namen nach italienische Wurzeln besitzt: Tiziano Zandonella. Immerhin hat er englische Literatur studiert.
Lässt man die biographischen Daten beiseite, könnte man meinen, dass er sich seine Sporen in den Straßen und Kneipen Nashvilles verdient hat. Mit Gitarre und Mundharmonika erinnert er an Neil Young in seiner countryesken Inkarnation. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte, denn auf seinem vorliegenden Zweitling spielt auch seine Band eine wichtige Rolle.
"Folk songs and hard working blues" bezeichnen Yellow Teeth ihre Musik. Existentialistisch angehaucht, erzählt Zandonella Geschichten mit viel Herzschmerz, begleitet von (Kontra-)Bass, Mundharmonika, einem leisen Schlagzeug und Gitarren (akustisch, kaum verzerrt elektrisch sowie Slide).
Besonders fällt Justine Salvadori auf, die als Groom auch solo aktiv ist. Hier sorgt sie mit ihrer hohen, unaufgeregten Stimme für einen gelungenen Kontrast zu Zandonellas Organ und steuert das eine oder andere Solo bei. Der Eindruck, dass sie sich zurückhält, täuscht nicht. Im letzten Stück lässt Zandonella die Zügel locker: Salvadori darf sich austoben und klingt dabei wie David Gilmoure.
"Darker hearts need darker lovers, babe", stellt der Sänger in "Little Black Heart" fest. Auch wenn man ihm angesichts seines jugendlichen Aussehens nicht wirklich abnimmt, auf der dunklen Seite des Lebens zu stehen: "Rags & Pearls" ist ein Album, das man mit seiner sanften Melancholie immer wieder anhört.
Noch keine Kommentare