laut.de-Kritik
Berliner Rich Kid Underground in Reinform.
Review von Frieder HaagAuf zwölf Minuten verdichten Yin Kalle und KazOnDaBeat ihr Schaffen. Bei sechs Songs ergibt das eine durchschnittliche Länge von zwei Minuten. Mehr Zeit gibt sich das Duo nicht, um das Partyleben in Berlin zu skizzieren. Entsprechend bruchstückhaft kommen die Beschreibungen daher und funktionieren oft eher über Assoziationen denn über Konkretes. Dabei erstaunt hin und wieder, wie sich der Output Kalles seit Jahren um die selben Themen dreht. Unterhaltsam ist sein Drugtalk dennoch, der immer arrogant und ihm selbst am meisten egal daherkommt: "Drogen nehmen ist mein Hobby und mein Job, uh".
"Uludag Pourup" ist dementsprechend auch ein Song mit zwei Hooks, einem kurzen Part und viel Vibe. Parallelen zur Playboysmafia um Symba und Pashanim sind offensichtlich, auch wenn nicht Saka Wasser sondern Uludag Gazoz das Getränk der Wahl ist.
Kaz komprimiert die 808s und macht seinem Ruf als Untergrund-Hit-Maker alle Ehre. Die Produktion drückt, die Loops lullen ein. Zwischendurch schleicht sich auch mal ein Soul-Sample auf die Produktion ("Bubble Gum Haze"). Meistens funktioniert der Rap von Kalle darauf gut, auf "Oh Shit" versucht er aber ein wenig angestrengt, böse zu klingen. Zwischen den breiten Drums von Kaz geht der Rap unter und die Leichtigkeit fehlt.
Das Ende des Tapes stellt aber einen Höhepunkt da. Auf "Schuhe Pink" mit Kwam.E lässt Kalle die Wörter gewohnt lässig auf den Beat rieseln und geht damit deutlich besser ins Ohr. "Kaz Pokerface Beat / ich rappe aus Instinkt" beschreibt er treffend das Erfolgsrezept, das in der Vergangenheit schon für Hits wie "Lila Racks" und "Blick Ist Leer" gesorgt hat.
Für "Baddie" unterstützt Monk aus der Schöneberger Nachbarcrew BHZ. Monk leiert weniger die Bars runter, Yin Kalle und seine Fans sollte das aber nicht stören. Generell ist die Berliner Rap-Szene schon seit einer Weile schwer damit beschäftigt, sich durch gegenseitige Features zu pushen. Wie lange das noch gut geht, lässt sich schwer sagen, erste Ermüdungserscheinungen zeigen sich schon. Die Kalle X Kaz EP ist unterhaltsam, birgt aber auch nichts Neues.
Yin Kalle ist auf den ersten Blick ein Berliner Spießerkind, das einen unangenehmen Markenfetisch fährt und sich in der Öffentlichkeit Drogenexzessen hingibt. Die Souveränität, mit der er diese Linie verfolgt, ohne in den Meme-Rap abzudriften, beeindruckt jedoch. Die Dichte seines Outputs machen ihn dann auch zu einem der interessantesten neuen Rapper in ebendieser Szene, die schnell beliebig wird. Auf dieser EP fehlt leider der ganz große Ohrwurm, der das Tape aus dem bisherigen Katalog der beiden herausstechen lässt. Die Stimmung, die Kalle und Kaz transportieren wollen, kommt trotzdem an.
2 Kommentare mit einer Antwort
"Yin Kalle ist auf den ersten Blick ein Berliner Spießerkind, das einen unangenehmen Markenfetisch fährt und sich in der Öffentlichkeit Drogenexzessen hingibt. Die Souveränität, mit der er diese Linie verfolgt, ohne in den Meme-Rap abzudriften, beeindruckt jedoch."
Besser hätte man das Problem der Laut Reviews nicht umschreiben können. Scheiß egal wie es klingt, solang es Eindruck macht
Nicht so Eilish!
Löschung einleiten. Danke