laut.de-Kritik
Gefangen im Rock-Pop-Niemandsland.
Review von Kai ButterweckInnerhalb von sechs Jahren haben sich You Me At Six in ihrer Heimat von einer Hinterhofkapelle zu einem Arena-Act entwickelt. Die Jungs um Frontmann Josh Franceschi sind auf der Insel eine ganz dicke Nummer. Ihr Erfolgsrezept: Mainstream-Rock, gepaart mit großen Gesten. Zusätzlich angereichert mit pubertären Emo-Anleihen, hin und wieder eingestreuten Krach-Effekten und poppigem Tralala präsentiert sich so der perfekte Soundtrack für konsumgeile Kids, die in puncto musikalischer Orientierung in etwa so zielgerichtet durch den Tag spazieren wie ein streunender Hund ohne Herrchen.
Wohl wissend, dass der eingeschlagene Pfad die Massen schön bei der Stange hält, vertrauen You Me At Six auch mit ihrem neuen Album "Night People" auf Altbewährtes. Schon nach einer knappen Viertelstunde ist die komplette Geschichte des fünften Studiowerks erzählt. Dem großen Pathos-Rock-Knall zu Beginn ("Night People") folgt ein aufgesetzter Tritt in den Alternativ-Allerwertesten ("Plus One"). Um nicht zu viele zu verschrecken, bügelt man im Anschluss mit glattgebügeltem Leblos-Radio-Pop schnell wieder alles glatt ("Heavy Soul"). Und wem danach immer noch die "Plus One"-Pumpe geht, dem hilft die Viertliga-Version von "Chasing Cars" namens "Take On The World" wieder beim Runterfahren.
Danach ist Halbzeit. Die zweite Hälfte offenbart jedoch nichts Neues. You Me At Six beeindrucken weder im U2-Modus ("Brand New") noch im Vorprogramm von 3 Doors Down ("Make Your Move", "Can't Hold Back").
Auf der Suche nach der zündenden Melodie, der Authentizität im eigenen Schaffen und der Energie, die es braucht um auch abseits des Territoriums von Format-Radiohörern für Aufsehen zu sorgen, verlieren sich You Me At Six im blutleeren Rock-Pop-Niemandsland. Hier regnet es zwar goldene Schallplatten vom Himmel. Aber die Bibliotheken, in denen haufenweise Musikgeschichtsbücher überdurchschnittliche und generationsübergreifende Klangkunst archivieren, stehen woanders.
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