laut.de-Kritik
Ein schräger Atmosphärenwald mit Avantgarde-Mentalität.
Review von Jasmin LützWenn das Label Too Pure eine neue Platte ankündigt, kann man sicher sein, da kommt was Gutes. Egal ob Stereolab, The Organ oder damals die wundervollen Hefner. Young People aus Los Angeles gehören nun auch dazu. Ihr bereits drittes Album "All At Once" klingt so schön theatralisch, ungewöhnlich, beklemmend und vielleicht sogar auch etwas gewöhnungsbedürftig. Genau wie so manch ältere Herrschaften sich immer noch an die jungen Leute von heute gewöhnen müssen, so übt sich der sesshafte Indie-Liebhaber in Geduld, wenn "All At Once" das erste Mal durch seine Lautsprecher klingt.
Nix mit munteren Gitarren, dynamischen Rhythmen und postfidelen Tanzeinlagen. Hier trifft der dramatische Soundtrack-Fels auf brüchige Jazz- und Rockgefilde. Young People fassen den eigenwilligen Gesang und die sanften Pianoklänge von Katie Eastburn in eine fesselnde Harmonie zusammen. John Peel liebte diese undurchsichtige Kreativität.
"R And R" schleicht sich gleich zu Beginn gefühlszart in den perfekten Seelenhaushalt. Die Stimme spielt dabei stets die Hauptrolle. "Dark Rainbow" oder auch "Your Grave" untermalen die Melancholie mit nur wenigen Gitarrenschlägen und der Rhythmus rockt kurzfristig das verhaltende Stimmungstief.
Wenig Sound, eine gewisse Avantgarde-Mentalität, allerlei Percussion und Stakkato-ähnliche Verstrickungen komponieren die jungen Leute von verschiedenen Orten aus. Inzwischen ist Gründungsmitglied Jeff Rosenburg ausgestiegen, Instrumenten-Jongleur Jarrett Silberman zieht es wieder ins warme L.A. und Katie Eastburn bleibt an der Ostküste, um neben der Musik an einem Theaterstück mitzuwirken. Eine muntere Fernbeziehung entsteht und fleißig schicken die zwei verschiedene MP3s und gebrannte CDs zwischen Westküste und New York hin und her.
Das Ergebnis wispert und taumelt eine halbe Stunde lang durch das Tal der Finsternis. Elf Songs, faszinierend und verwundernd zugleich. Da wirbeln die Trommelstöcke und die lebendige Selbstzerstörung artet aus. Auf "On The Farm" tanzt so einiges aus der Rolle und bei einem derartigen Sound-Schauspiel darf man schon mal ins Wanken geraten. Es fällt schwer in das Stimmungsgefilde dieser Platte einzutauchen, abgesehen von der Gesangs- und Piano-Zweisamkeit am Anfang der Platte. Bei den jungen Leuten gilt es sich einfach mal fallen zu lassen und die Indie-Schublade geschlossen zu halten. Tut auch mal ganz gut. Zum Ende hin lässt "The Clock" einen die Zeit vergessen und mit leichten Gefühlswirrungen startet man erneut den schrägen Atmosphärenwald von "All At Once".
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