laut.de-Kritik
Wohlfühl-Sound mit geschmackvollen 80er-Referenzen
Review von Philipp KauseImmer wieder kommt die alte "Steve McQueen"-Platte der geschätzten Dreampop-Combo Prefab Sprout erneut heraus, klingt frisch wie von heute und findet bis 2021 Nachahmer im Geiste. Sie heißen Yukon Blonde. Im kanadischen Vancouver und teils in der Hütte einer kleinen Insel entwickelten sie den sphärischen-spacigen Sound der analogen Synthesizer weiter.
Auf "Vindicator" glitzern zehn durchweg schöne Songperlen, denen irgendwann hoffentlich die Stroboskoplichter kleiner Clubs zuteil werden. Die Indie-Gruppe bringt den Wumms von MGMT mit und schwelgt in süßen Harmonien. Powerpop, soulvoller Gesang, psychedelisch-halluzinative Zeilen ("walls came tumbling down"), federleichte Rhythmen und trennungsgetränkte Texte treffen auf funky Retro-Pumpen des geloopten und dick auftragenden Synthie-Basses.
Manche bekannten Gestaltungselemente lassen sich heraushören, etwa Joe Jacksons "Stepping Out"-Piano-Figur im Track "You Were Mine". Der Song entstand in einer Jam-Session und so verläuft er auch recht assoziativ. Einige andere auf dem Album versetzen in die Stilistik von 80er-Acts der zweiten Reihe zurück, Electropop in eleganter Form: So, wie Ten Sharp, Gazebo, T'Pau, (Paul) King, Mai Tai, Hall & Oates oder Rockwell ihre Pop-Hits mit einem gewissen R&B-Schmiss landeten, so lebt das bei Yukon Blonde wieder auf.
Instrumentale Bestandteile wie im langen Outro zu "In Love Again" strahlen dabei ähnlich viel Charme, Wärme und Spielfreude aus wie die verschiedenen Gesänge. Bei diesem Quintett dürfen alle mal ans Mikro, ob Keyboarderin Rebecca oder die vier Herren. "Jeder singt irgendwann Lead-Vocals, jeder spielt alles", resümiert Songwriter Jeffrey die Arbeitsaufteilung.
Entsprechend prall und rund wirkt das Ergebnis, viel mehr als nur Zitatpop. Die intensive Atmosphäre zieht sofort ins Geschehen. Einzelne Stücke wie "Your Heart's My Home" mit ausgeprägter Ohrwurm-Melodie vereinen Sixties-Harmonien von der US-Westcoast mit Power-Patterns à la Ben Folds Five. Das Londoner Clash-Magazin erkennt eine Art Fusion der französischen Phoenix mit den Flaming Lips – durchaus ein treffender Vergleich (allerdings definitiv nicht, wenn man die aktuellen Lips heranzieht). So oder so, es wirkt vieles vertraut in diesem niedlichen Wohlfühl-Sound der Güteklasse A.
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