laut.de-Kritik

Das Streichholz muss jeder selbst entzünden.

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"Alle Revolutionen kommen aus dem Magen", hat Napoléon Bonaparte einmal gesagt. Eine Revolution braucht aber auch Slogans, und genauso klingt auch die Musik von ZSK: Eine Sammlung von Kampfsprüchen, die direkt aus dem Bauch kommen. Der dritte reguläre Longplayer der Band, "Discontent Hearts And Gasoline", beinhaltet eine weitere Sprüchesammlung für den jugendlichen Polit-Revoluzzer. Das Cover schaut ziemlich martialisch aus. Eine Person im Anzug trägt Gasmaske und hält einen Benzinkanister in der Hand. Im Hintergrund ein ausgebranntes Autowrack, eine Blutlache und Militärhubschrauber in der Luft. Dann kanns ja losgehen.

Und wie es abgeht: ZSK wahren nicht bloß ihre Stellung als derzeit beste deutsche Politpunkband, sie verteidigen sie mit Leichtigkeit. Musikalisch auf hohem Niveau, unterhaltsam, tight und ohne Scheuklappen gehen ZSK steil. Textlich arbeiten sie die üblichen Themen ab. Die Notwendigkeit von Veränderung (aka Revolution), mörderische Fremdenfeindlichkeit, Geschichtsrevisionismus und ein normales Verhältnis zum Vaterland beäugen sie kritisch.

Leider scheint es immer noch nötig zu sein, manche Leute laut schreiend auf die Neonazis, die immer noch ungestört durch die Straßen marschieren können, die in den Augen von ZSK unmenschliche Einwanderungspolitik der EU oder die Wirtschaftsabkommen der G8 aufmerksam zu machen. Dass das ganze mehr wird als nur ein "Aufschrei der Betroffenheit", der "schon Morgen der Zufriedenheit" weicht ("Festung Europa"), dafür kämpfen ZSK.

Ein Blick auf die Tracklist verrät, ZSK singen fast nicht mehr auf Englisch. Lediglich ein Song, "We Will Stop You", der Track über die G8, ist übrig geblieben. Schade, denn eigentlich hat sich Sänger Joshi auf Englisch immer schadlos gehalten. Der Verständlichkeit hilft das ganze natürlich. Und auch Persönliches fließt mittlerweile verstärkt in die Stücke ein. Das traurige "Scherben" zeigt eine andere Seite von ZSK, und auch das Klavierstück "24. August 1992" überrascht. Hier erinnern sie mit einer Collage von Originaltönen an die rassistischen Übergriffe in Rostock-Lichtenhagen, die eine neue Qualität der Fremdenfeindlichkeit nach der Wiedervereinigung darstellten.

Das solche Dinge bis heute passieren, zeigt der Überfall auf Ermyas M. in Potsdam vor ein paar Wochen. ZSK nehmen die Rolle der Mahnenden ein, sie stehen für diejenigen Stimmen, die nicht schweigen wollen und können. Passend dazu erscheint die erste Auflage dieser Platte mit einer DVD. Unter dem Motto "Kein Bock Auf Nazis" wurden in Zusammenarbeit mit dem Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Filmchen produziert, die zeigen, wie die Neonazis arbeiten, aber auch, wie man dem entgegen treten kann. Dazu erzählen Musiker aus ganz Deutschland von ihren Erfahrungen mit Faschos. Das Album von ZSK heißt "Discontent Hearts And Gasoline". Die unzufriedenen Herzen sprechen ZSK an, ihre Musik ist das Benzin. Das Streichholz muss jeder selbst entzünden.

Trackliste

  1. 1. Alles Steht Still
  2. 2. Wenn Der Letzte Vorhang Fällt
  3. 3. Kein Schritt Nach Vorn
  4. 4. Wenn So Viele Menschen Schweigen
  5. 5. Im Freien Fall
  6. 6. Festung Europa
  7. 7. Geschichten Von Gestern
  8. 8. Gestorben Wird Später
  9. 9. Scherben
  10. 10. We Will Stop You
  11. 11. Irgendwann
  12. 12. 13 Minuten
  13. 13. 24. August 1992

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