laut.de-Kritik
Nackt im Tourbus mit den Donots und Dr. Alban.
Review von Mathias MöllerDas war nicht schön, als im Januar die Meldung kam, dass sich ZSK auflösen würden. Nach zehn Jahren haben sie bewegt, was sie bewegen wollten, und erreicht, was zu erreichen war, deswegen sei nun Schluss. Das ist aller Ehren wert, schließlich hat uns die Göttinger-Berliner Band in diesen zehn Jahren, vor allem mit den letzten beiden Alben "From Protest To Resistance" und "Discontent Hearts And Gasoline", einigen Spaß gemacht. Und das gute Gewissen des Punkrock hochgehalten.
Immerhin hinterlassen ZSK den trauernden Fans eine schicke DVD. Die beinhaltet einen gut halbstündigen Live-Mitschnitt aus dem Jahr 2005, als die vier Punks für die Hosen unter anderem in Bremerhaven eröffneten. Deren Frontderwisch Campino sammelt bei mir Sympathiepunkte, weil er zu Beginn des Gigs ZSK selbst ankündigt. Wie sich der durchschnittliche Hosen-Fan von ZSKs radikalen politischen Texten angesprochen fühlt, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Wenigstens scheinen sie ihren Spaß zu haben.
Nach der Schau unbändiger Energie folgt eine gut 75-minütige Banddoku, ausführlich kommentiert von Joshi, Eike, Flori und Beni. Hier bekommt man alles zu sehen. Die Combo auf Soli-Veranstaltungen, in den Anfangstagen mit dem Generator auf Parkplätzen vor großen Punkkonzerten, auf Tour mit Anti-Flag, den Donots oder eben den Hosen.
Auch wenn sich Joshis Haarpracht über die Jahre deutlich ändert, eins bleibt gleich: Der nette Punker von nebenan verwandelt sich auf der Bühne - genau wie seine Bandkollegen - in ein Tier. Getrieben vom Hass auf Nazis und der Liebe zum Punk entwickelt er eine Energie, der er nur mit wildem Herumspringen und eloquenten Tiraden Herr wird.
Dem Zuschauer bleibt nichts erspart: Donots-Frontmann Ingo und Joshi schwören sich schon deutlich angelötet ewige Liebe, Fürze und Knaller im Tourbus oder Ibbtowns Finest und ZSK nackt im Nightliner. Mit Dr. Alban im Soundsystem. Das ist gelebte Toleranz. Im Ernst: erleuchtend ist es allemal. Als Bonus gibt es drei Videos zu sehen, einen kurzen Spot über die Kampagne "Kein Bock Auf Nazis", die die Gruppe im letzten Jahr lanciert hatte.
Damit nicht genug, eine CD mit einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit liegt ebenfalls dem Package bei. Hier gibt es die Live-Tracks noch mal als Audiodateien, dazu sechs bislang unveröffentlichte Songs, darunter zwei Coverversionen: einmal "No Woman No Cry" von Bob Marley und "End Of The World" von R.E.M., beide recht eigenwillig, Punkrockvarianten halt.
Selbstredend liegt dieser Zusammenstellung des Oeuvres eine DVD der besagten Kampagne gegen Neonazis bei, und fertig ist der sicht- und hörbare Schrein für eine der besten deutschsprachigen Punkbands ihrer Zeit.
Noch keine Kommentare