laut.de-Kritik
Alpiner Jodel-Dancefloor mit intensiven Texten.
Review von Eberhard DoblerIch kenne eine ganze Legion von "Buam und Madeln", die sich jetzt grölend den Kopfhörer runter reißen. Warum? Ethno-Sounds, Big Beats und ... was soll das? Man hört ein Akkordeon klimpern, dann jodelt auch noch jemand! Puristen und Dialekt-Hasser aller Länder vereinigt euch! Hackt meinetwegen auf Zabine herum. Aber: "Mir is dös wuascht!" Der ehemaligen Alpinkatze übrigens auch. Sie macht was sie will und das unbestreitbar gut.
Ihr recht ungewöhnlicher Kreuzüber aus Dancefloor und österreichischen Mundart-Vocals wird für die meisten Ohren dies- und jenseits der Donau kurios klingen. Von totalem Verriss bis respektvoller Würdigung ist in der Tat alles drin. Ich neige eher letzterem Votum zu. Warum? Dieser Mix ist schon einzigartig. Die Tunes sind up to date und fett produziert. Ob House, Ethno, Reggae oder Pop - die unter tatkräftiger Mithilfe von Fred Jaklitsch komponierten Basics klingen nie peinlich. Und das Wichtigste? Sabine Kapfinger alias Zabine bleibt sich treu. Sie ist mit Jodeln und Volksmusik groß geworden. Wieso sollte sie zu diesen Wurzeln nicht mehr stehen?
Hört man die Songs zum ersten Mal, gibt es zugegebenermaßen nicht nur für Hochdeutsch-Fanatiker ein Verständnisproblem. In welcher Sprache oder welchem Dialekt singt Zabine eigentlich? Schwachköpfe werden jetzt an Anton aus Tirol oder Edelweiss denken. Hat das Gehirn die Lautmalereien dann aber zu logischen Sinneinheiten zusammen gesetzt, darf man intensiven Texten einer Frau aus "Fleisch und Blut" lauschen, die über die Liebe und das Leben singt. Und ich kann nicht bestreiten, dass mir warm ums Herz wird. Klingt vielleicht weinerlich, ist aber so.
Hubert von Goisern holte Zabine vor Jahren zu den Alpinkatzen. Als der Vater des Alpen-Rock die Band 1994 auflöst, muss sie sich umorientieren. Gleichwohl bleibt Goiserns Verbindung von Heimatverbundenheit und Kosmopolitismus für die "Alpine Sabine" weiterhin prägend. Dass die musikalischen Entwicklungen der Neunziger nicht spurlos an der talentierten Sängerin vorbei gingen, kann man ihr schwerlich vorwerfen. Live geht's dennoch weniger elektronisch als jazzy-rocky zur Sache. Wer sich jedenfalls für "open minded" hält, sollte bei Zabine nicht grölen, sondern vorurteilsfrei hin hören.
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