laut.de-Kritik

Elektro-Rock der zunächst unter die Haut, dann auf den Wecker geht.

Review von

In "Zzyzx" (gesprochen: Sei-Six) geht die Zeromancer-Sonne langsam auf. Das Artwork offenbart, was hier passiert. Die Skandinavier haben sich entwickelt, schaffen aber durch gewohnte Rock- und Synthie-Beigaben immer noch eine schmackhafte Mischung. Die ist jedoch im Vergleich zum Vorgänger "Eurotrash" poppiger geworden, was einige Fans überraschen dürfte, aber hörbar durchaus anspricht, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Dann ist man satt.

Nachdem der erste Song "Teenage Recoil" beim interessierten Hörer wenigstens ein kleines 'Wow!' auslösen dürfte, gibt's beim Folge-Track "Hollywood" erst mal ein 'Hä?'. Ja, man hat auf das melodie-tragende Sample den gleichen Echo-Effekt gelegt. Das macht die beiden Tracks nicht schlecht, sondern strukturell gleich: Immerhin gleich gut. Außer durch die gut getexteten Lyrics wirken diese beiden Stücke durch die Mixtur aus Elektrosound und Metall-Riffs erfrischend anders, und man ist genötigt, die Bewegung wenigstens eines Körperteils dem Takt anzupassen.

Eine angenehme Melancholie verbreitet das britpoppige "Famous Last Words", dessen Wohlklang herrlich 'unterstreichert' wird. Bei diesem Song oder Titel wie "Erotic Saints" und "Feed You With A Kiss" lässt sich wunderbar das Booklet durchblättern. Zwangsläufig hält man gedankenversunken bei einigen Bildern von leeren Schaukeln, Fußspuren im Sand oder nachdenklich Dreinblickenden inne. Glücksgefühle werden von Sehnsucht überrollt. Wenigstens das funktioniert hier wunderbar.

Irgendwann ab der Halbzeit mit "Idiot Music" stört jedoch der irgendwie gleichbleibende heavy Gitarren-Sound, der dem Ganzen wie ein zunächst unbemerktes Geschwür anhaftet. Als hätten sie es selbst gemerkt, titelt den sechsten Song "Stop The Noise!" Aber sie tun es nicht, und so wird der Unmut bis zum Ende eher noch größer. Der musikalisch eher geringen kreativen Leistung wirken aber durchgängig schöne Melodien und vor allem gesanglich gut rüber gebrachte Refrains entgegen. Wem der Sound aus der Seele spricht, wird dieses Album lieben. Die anderen werden auch mal eine Hörpause brauchen.

Trackliste

  1. 1. Teenage Recoil
  2. 2. Hollywood
  3. 3. Famous Last Words
  4. 4. Erotic Saints
  5. 5. Idiot Music
  6. 6. Stop The Noise!
  7. 7. Feed You With A Kiss
  8. 8. Lamp Halo
  9. 9. Mosquito Coil
  10. 10. Blood Music

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