laut.de-Kritik
Bluesiger als das Debüt, aber nicht besser.
Review von Olaf SchmidtZodiac haben es eilig. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts "A Bit Of Devil" sind nicht mal anderthalb Jahre vergangen. Rechnet man die erste EP dazu, zählt die Diskografie der Münsteraner bereits drei Veröffentlichungen - und die Band befindet sich gerade erst im vierten Jahr ihres Bestehens. Fleißig, fleißig, die Herren. Beim zweiten Album vergrößert sich der Druck bekanntlich. Fans und Presse haben jetzt Erwartungshaltungen, man ist bekannter. Wenn man Glück hat, durfte man sogar im WDR Rockpalast auftreten. Hinter all das können Zodiac einen Haken machen.
Gut also, dass "A Hiding Place" da weitermacht, wo der Vorgänger aufgehört hat. Bluesrock lautet die grobe Stoßrichtung, verfeinert mit einigen Prisen Hardrock und erweitert um ein paar neue Elemente. "Boomtown" gibt sich angriffslustig und geht ohne große Widerstände sofort ins persönliche Musikzentrum - ein veritabler Hit mit starken Soli. Das können sie.
Überhaupt: Es gibt mehr Einzelgitarrenspiel als auf dem Vorgänger. Und warum auch nicht? Nick van Delft beherrscht sein Instrument und spielt gleichzeitig melodiös und gefühlvoll. Zodiacs Zweitling fühlt sich zudem deutlich bluesiger an. Ein Song wie "Underneath My Bed" hätte auch auf einem Rory Gallagher-Album nicht für Irritationen gesorgt.
"Leave Me Blind" zeigt zweierlei: Zum einen hat sich van Delft stimmlich weiterentwickelt. Sein rauchiges Whisky-und-Zigarre-zum-Frühstück-Timbre kommt noch besser raus als vorher. Zum anderen gab es eine Ballade dieser Art auf "A Bit Of Devil" nicht - und sie steht der Band durchaus. Das beschworene ganz große Gefühl wird nicht Jedermanns Sache sein, passt aber gut in den Albumfluss. Ruben Caro, eigentlich hauptamtlich am Bass, rockt an Klavier und Orgel.
Letzteres Instrument dominiert auch "Believer", eine weitere Ballade in der zweiten Albumhälfte. Zodiac nehmen sich viel Zeit für dieses Lied und entschweben zum Schluss in psychedelische Klangwelten. Der richtige Moment also, um das merkwürdige Cover zu studieren, eine Mischung aus Sexismus und Jägersmann-Romantik. Bei so viel Unterholz hätte sich doch wenigstens mal ein Waldhorn angeboten. Vielleicht beim nächsten Album.
Warum die Musiker "I Wanna Know" in zwei Teile aufgeteilt haben, muss man nicht verstehen. Eventuell, damit (in der regulären Fassung des Albums) nicht drei längere Songs am Ende stehen? Und ein bisschen weitere Schimpfe: Schon zum zweiten Mal können Zodiac es nicht lassen, eine überflüssige Cover-Version aufzunehmen. War es auf dem letztjährigen Debüt noch ZZ Tops "Blue Jean Blues", muss dieses Mal der olle Neil Young mit seiner legendären Ballade "Cortez The Killer" dran glauben. Die Version von Zodiac tut zwar nicht weh, fügt dem Original aber auch nichts Neues hinzu. Nick van Delft ist ohne Frage der bessere Sänger, aber der rotzige Charme des Kanadiers fehlt doch etwas.
Unterm Strich: Zodiac legen auf "A Hiding Place" eine ausgewogene Mischung aus schnelleren Bluesrocksong und Balladen vor. Eine solide Angelegenheit, aber es mangelt etwas an packenden Refrains. Im direkten Vergleich mit dem Debüt zieht der Zweitling leider den Kürzeren.
2 Kommentare
Finde den Zweitling konsequenter und auch vom Songwriting her besser als die erste CD. Erkenne nur ich die Ähnlichkeit von Nick van Delfts Stimme mit Mark Lanegan zur glorreichen "Sweet oblivion" Zeiten? Das Cover-Foto ist allerdings strange..."Mother nature on the wolf throne" oder was? Trotzdem sehr gutes modernes Blues Rock Album.
sehe das ähnlich wie der autor. kann man durchaus hören, doch genrebedingt gibt es schon mal maximal nur 4 sterne und dann ist auch noch luft nach oben beziehungsweise vergleichbare werke von anderen bands haben noch mehr zu bieten. solides album, demnach 3 sterne