laut.de-Kritik

A$ap Yams wäre stolz auf dieses exquisite Album.

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Den A$ap Mob kennt man hierzulande noch nicht in voller Gänze. Die Aushängeschilder Rocky und Ferg laufen in Discos und Hip Hop-Ventures hoch und runter, wobei Pretty Flacko ernstere Töne bei seinem letzten Album vortrug und sich somit von seinen Charthits distanzierte. Nun ist es an der Zeit, der Welt zu zeigen, aus welchem Holz der A$ap Mob geschnitzt ist. Passend zum Titel kredenzt der Mob mit allerlei Featuregästen das vorzügliche Debütalbum "Cozy Tapes: Vol. 1 Friends".

Eines noch vorweg: das einstige Mob-Oberhaupt A$ap Yams verschied Anfang 2015 an einer Überdosis Drogen sowie Medikamenten. Diese Platte fungiert als übergroße Hommage an ihn. Auf dem Cover sieht man den kleinen Yams mit seiner einzigartigen Brandnarbe im Gesicht, in den Lyrics findet man haufenweise Anspielungen. Sogleich der erste Track liefert einen direkten Bezug:

"Yamborghini High" besitzt eine Doppeldeutigkeit. Zum einen beschreibt es im Jargon des Mobs den höchsten durch Drogen hervorgerufen mentalen Zustand, der sogar über der oft zitierten Wolke 7 steht. Zum anderen steckt ein 'Yam' darin, das klar auf den verstorbenen Produzenten verweist. In der fast achtminütigen Eröffnungsoper erklärt ein Gespräch zwischen den Crew und einem Imbiss-Besitzer, was es mit dem 'Cozy' auf sich hat: Der Mob ist dermaßen fly und lit, dass er modisch gekleidet daher kommt und gleichzeitig super relaxt aussieht.

Viele Rapper verderben den Brei? Nicht beim Mob. In "Yamborghini High" flowt Rocky extrem lässig über die langgezogenen Synthies und haut zusammen mit Juicy J eine Ohrwurm-Hook aller erste Güte raus. Die A$ap Mob-Mitglieder Nast, Ant, Ferg und Twelvvy sorgen mit vielseitigen Parts für einen Start nach Maß.

Das anschließende "Crazy Brazy" groovt mit einem fies-knarzigen Beat, in den Strophen rappen Rocky und Key! abwechselnd. Twelvvy versprüht dazu einen leichtfüßigen Vibe und dürfte in naher Zukunft aus dem Schatten seiner Kollegen treten.

Thematisch darf man zwar nicht allzu viel Mannigfaltigkeit erwarten, geht es im Wesentlichen um White Bitches (ja, die sind beliebt bei den A$aps), Weed, Money und die Hood – jedoch macht es eine Menge Spaß, den Geschichten der Protagonisten zu lauschen, weil entweder die Authentizität gegeben ist, oder die Art des Vortrags überzeugt.

Bestes Beispiel das nebelverhangene "Way Hii", bei dem der Dunst des grünen Stoffs förmlich spürbar ist. Die Parts der Gäste, allen voran Wiz Khalifa, passen sich hervorragend an die drogeninduzierte Stimmung an. Genauso gestaltet sich "Young Nigga Living", das das Leben rund um das Gras mit einem jammernd-wimmernden Beat beleuchtet. A$ap Fergs zeternder Rap treibt das Ganze noch auf die Spitze.

A$ap Rocky hält sich in letzter Zeit oftmals in London mit seinem neuen Homie Skepta auf und dreht auch gleich eine schaurig-schöne Mär über das britische Ghetto. Dazu nimmt er sich die beiden Songs "Money Man" und "Put That On My Set", die atmosphärischsten Beiträge auf diesem Mixtape. Ersteres erzählt vom Teufelskreislauf, in dem man sich begibt, wenn man ins Drogengeschäft einsteigt: "We gon' die, Homicide / Suicide, two of us / You and I, crucified / Truths and lies, you despise / I'm the best, you decide". Skepta performt sehr druckvoll in "Put That On My Set" auf dem eher getragenen Beat und mahnt jeden, sich nicht mit ihm oder der NYC-Crew anzulegen.

Genau diese Verbindung zwischen Harlem und London manifestiert sich im trappigen "London Town", wobei es textlich eher um die üblichen Themen geht: Ant und Rocky stehen auf weiße Bräute, deutsche Autos und verschiedene Sorten von Gras, weil sie überall auf der Welt zuhause sind und deswegen gilt: "All of my hoes are foreign, man".

Zum Schluss haut der Mob aus NYC noch zwei Bretter raus. "Bachelor" bietet einen gechillten Trap-Beat und beinahe alle Adlibs, die unser YSL Know Plug liebevoll übernommen hat, wie z.B. 'scurr', 'burr' oder 'gang'. Lil Yachty amüsiert alleine schon aufgrund seiner nasalen Stimme, doch auch sein total verplanter Part bringt einen zum Schmunzeln. Der einzig weibliche Beitrag MadeinTYO flowt angenehm und passt zum Rest. Ebenfalls erwähnenswert: Die Songstruktur. Alle Parts kommen hintereinander, flankiert von der Hook.

"Telephone Calls" spielt mit den Erwartungen des Hörers: Zu Anfang suggeriert es einen ruhigen, fluffigen Track mit der witzigsten Hook des Jahres. Doch dann droppt der dystopische Beat und Rocky flext zünftig alle Hater. Insbesondere Tyler The Creator liefert den stärksten Part des gesamten Longplayers ab.

Der A$ap Mob serviert mit den "Cozy Tapes: Vol. 1 Friends" ein exquisites Album, auf dass A$ap Yams stolz gewesen wäre. Andere Künstler brauchen Dutzende Songs auf ihren Tapes, die Harlem-Posse lediglich deren zwölf. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Qualität vor Quantität stehen müsste. Bei den vielen Gästen gehen manche etwas unter, wie Playboi Carti oder Yung Gleesh – doch das ist halb so wild. Es besteht Grund zur Annahme, dass die Zahl im Titel nicht bei der Eins stehen bleibt, sodass der ein oder andere sicherlich mehr Platz bekommen wird.

Trackliste

  1. 1. Yamborghini High (feat. Juicy J)
  2. 2. Crazy Brazy (Feat. Key!)
  3. 3. Way Hii (feat. Wiz Khalifa, BJ The Chicago Kid & Buddy)
  4. 4. Young Nigga Living
  5. 5. Nasty's World (feat. Onyx)
  6. 6. Money Man (feat. Yung Lord)
  7. 7. Put That On My Set (feat. Skepta)
  8. 8. Motivation Foreign
  9. 9. London Town (feat. Playboi Carti)
  10. 10. Runner (feat. Lil Uzi Vert)
  11. 11. Bachelor (feat. Lil Yachty, MadeinTYO & Offset)
  12. 12. Telephone Calls (feat. Tyler, The Creator, Playboi Carti & Yung Gleesh)

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