laut.de-Kritik

Zwischen Pop-Anhöhe und Schlager-Steilhang.

Review von

When shall we three meet again?
In thunder, lightning, or in rain?
Where the place?
By the foot of the Mountain.

Äh naja, nicht ganz Original-Shakespeare. Nach vier Jahren treffen sich die drei Pop-Opas also am Fuße des Berges. Veröffentlicht wird das in New York produzierte Album über eine Kooperation von Universal Music und ProSiebenSat.1. Letztere hatten bereits bei Take That und Sasha die Power des TV-Marketing voll ausgereizt und dabei gutes Händchen bewiesen. Jetzt kommen Magne, Morten und Paul in diesen Genuss, wie der höchste Single-Charteinstieg (#3) seit Take On Me zeigt.

Obwohl: Genuss? Die "exklusive Weltpremiere" der Single "Foot Of The Mountain" im Finale von Germany's Next Topmodel ließ Schlimmes befürchten. Ein wahrlich weichgespülter Allerweltstrack mit Zutaten, die A-ha zwar irgendwie ausmachen, aber doch ausgelutscht anmuten: Klaviergeklimper, dazu das verschämt in den Hintergrund gemischte Akustikgitarrengerubbel, die seichten Streicher, und - natürlich - das Ausreizen der hohen Farben Harketscher Tonlagen. Alles irgendwie durch, alles irgendwie langweilig, gefällig höchstens. Forever not mine.

Welch angenehme Überraschung dagegen das Album! Erinnerungen an die frühen A-ha werden wach, wenn es gleich mit zwei richtigen Krachern losgeht: "The Bandstand" und "Riding The Crest" sind die Definition funktionierender Popsongs. Angenehmer, zeitgemäßer Elektrosound, griffige Synthiehooks und Refrains -kurz: Instant-Ohrwürmer. Bei Letztgenanntem sogar noch mit Gute-Laune-Garantie. Schön. Da hat also wohl das Label die Singleauskopplung mitbestimmt, bzw. wollte man schlicht auf Nummer sicher gehen.

Dabei haben das die potenziell tollen Kompositionen gar nicht nötig. Gerade die Songs, in denen Morten nicht hell aufsteigt, sondern mit der Stimme tief bleibt, machen den Reiz aus. "Real Meaning" kommt mit einer introvertierten Instrumentierung, Mortens dunkler Singstimme und ein paar coolen Effekten aus. Perfekt, that's it, mehr braucht es nicht.

Zwar wird dieses hohe Niveau nicht über Albumlänge gehalten, insgesamt kommt "Foot Of The Mountain"" aber frisch rüber. Songs wie "Sunny Mystery" oder "Mother Nature Goes To Heaven" sind allerdings bloß solider Durchschnitt, an dem man vielleicht noch mehr hätte feilen können. Der auf den letzten beiden Alben vielfach eingeschlagene Weg zum organischen, natürlichen Gitarrensound fehlt vollständig.

Echte Durchhänger wie das unerträglich schmalzige "Shadowside" oder das ideenlose "Nothing Is Keeping You Here" langweilen bis nerven aber leider schon beim ersten Hören. Malen nach Zahlen scheint hier die Devise, die zweifellos vorhandenen kompositorischen Fähigkeiten werden hier auf billiges Schlagerniveau reduziert. Im Ernst: Das könnte auch Andrea Berg singen. Noch ärgerlicher, weil das Album insgesamt nur magere 40 Minuten Spielzeit hat.

Doch Rettung naht. Das narkotische "Start The Simulator" bringt einen versöhnlich zweistimmigen Ausklang. Schöner Track, guter Abgang. Eigentlich hoffe ich nun auf ein paar spannende B-Seiten. Das haben die drei Norweger zwar schon lange nicht mehr gemacht, aber bei so wenig Albummaterial muss doch noch irgendwo was übrig sein ...

Trackliste

  1. 1. The Bandstand
  2. 2. Riding The Crest
  3. 3. What There Is
  4. 4. Foot Of The Mountain
  5. 5. Real Meaning
  6. 6. Shadowside
  7. 7. Nothing Is Keeping You Here
  8. 8. Mother Nature Goes To Heaven
  9. 9. Sunny Mystery
  10. 10. Start The Simulator

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23 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ohja, gefällt mir auch ... irgendwie kommen sie alle wieder, die aus den 80s :D

    Lautschrift :kiss:

  • Vor 15 Jahren

    Aus einem Newsletter der MediaControl:

    "A-ha sind die neuen Herrscher in den deutschen Album-Charts. Mit „Foot Of The Mountain“ stürmen die Norweger sofort auf Platz eins. Wie media control mitteilt, führen sie damit zum dritten Mal in ihrer fast 25-jährigen Karriere die deutsche LP-Rangliste an. Letztmals standen Morten Harket und Co. mit „Lifelines“ im Jahr 2002 ganz oben. Das Trio verdrängt Placebo, die ihre „Battle For The Sun“ auf Platz zwei austragen, von der Spitze. "

  • Vor 15 Jahren

    Sie haben nicht zufällig dazu geschrieben, wie viele verkaufte Exemplare hinter dieser Nummer 1 stehen, oder? DAS würde mich nämlich eher interessieren.