laut.de-Kritik

Berührende Poesie trifft auf Forster-Sounds.

Review von

Das erste Album ist ein Türöffner, das dritte ist das vermeintlich wichtigste, und irgendwann gesellen sich auch noch das lauteste, das ruhigste und das experimentellste Album dazu. Es ist kein Geheimnis, dass jedes Studioalbum seine eigene Geschichte hat und mit einem ganz bestimmten Stempeldruck in die Welt hinaus geschickt wird. Das weiß auch Alexa Feser. Für "A!" kramt die Wahl-Berlinerin das Siegel mit der Aufschrift "Mein persönlichstes Werk" hervor.

Nach intensiven Beobachtungen vor der eigenen Haustür richtet Alexa Feser ihren Blick nun nach innen. Offen wie nie, und ohne Zusatz von Kryptischem fällt die Sängerin mit der Tür ins Haus: "Achtung! Beschädigte Ware, ich hatte jeden gewarnt / war wie ein Geist unter Geistern getarnt", singt Alexa im Sich-lieben-lassen-Drama "Abgeholt". Im Song "Mut" geht es um Selbstbestärkung: "Mut ist es manchmal, nicht mutig zu sein / und dir einzugestehen: Du fühlst dich allein."

Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Angst vor Risiken und Nebenwirkungen entblößt Alexa Feser ihr Innerstes. Egal ob es um das Ego ("Bei 10 Wieder Oben"), den Wunsch nach Entschleunigung ("Tempelhofer Feld"), Nostalgie ("Atari T-Shirt", "Lola Rennt") oder unbeschwerte Emotionen ("1A", "Gold Reden") geht: Alexa macht vor keinen Gefühlen und Gedanken Halt und füttert alles mit intelligenter Poesie.

Was sie singt, berührt und wühlt auf. Doch was ist mit der Musik? Zeigt die Sound-Kompassnadel erneut in Richtung Insel? Toppt sie das Klang-Spektakel von vor zwei Jahren vielleicht sogar noch? Leider nein. Oder zumindest nicht ganz.

In puncto Atmosphäre haben Alexa Feser und ihre Sound-Begleiter Steve van Velvet, Johann Seifert, Matthias Mania und Daniel Großmann auch diesmal ihre Hausaufgaben gemacht. Vor allem die balladesken Momente auf dem Album transportieren eine erwärmende Stimmung ("Mut", "Haie").

Sobald es aber etwas flotter zugeht ("Gold Reden", "Atari T-Shirt", "In Diesem Moment"), verlieren sich die austauschbaren Beats und Synthie-Flächen im forsterlichen Klanglabyrinth. Das klingt dann eher nach LEA als nach Florence – was total schade ist. Denn hier wäre definitiv mehr drin gewesen, vielleicht sogar der Titel "Deutschpop-Album des Jahres".

Trackliste

  1. 1. Gold Reden
  2. 2. Abgeholt
  3. 3. 1A
  4. 4. In Diesem Moment
  5. 5. Atari T-Shirt
  6. 6. Bei 10 Wieder Oben
  7. 7. Tempelhofer Feld
  8. 8. Das Tempo Von Rost
  9. 9. Haie
  10. 10. Lola Rennt
  11. 11. Mut
  12. 12. Abschiedslied

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