laut.de-Kritik
Treibende Riffs, verwirrende Instrumental-Sequenzen, furiose Crescendi ...
Review von Alexander CordasHin und her wabert die verzerrte Klampfe. Nach zwölf Sekunden steigen mit gedämpftem Wumms Schlagzeug und Gitarre ein. Amplifier sind da. Na endlich. Hat ja auch lange genug gedauert. Die ständige Release-Verschieberei passt thematisch vielleicht auf einen Güterbahnhof, wo das vor und zurück zum Alltag gehört.
Der Band und nicht zuletzt den mit den Hufen scharrenden Schreiberlingen zerrt das jedoch nur gewaltig an den Nerven. "Amplifier, the biggest three piece in the world" tönen die Briten großmäulig auf ihrer geschmackvoll gestalteten Homepage. Nach dem Genuss des selbstbetitelten Erstlings bin ich ernsthaft versucht, den markigen Worten Glauben zu schenken.
Verschwurbelter Indierock paart sich orgiastisch mit deftigster psychedelischer Heavyness. Das Kindlein, das Amplifier da gebären, vereint die besten Aspekte beider Seiten. Eine gewisse tool'sche Entrücktheit prägt den Sound des Trios. Die bedrückende Schwere der Amis geht den Insulanern jedoch ab, was das Album jedoch nicht minder hörenswert macht. Sel Balamir, Neil Mahoney und Matt Brobin kidnappen den Hörer von der ersten Sekunde an und nehmen ihn auf eine spannende Reise mit.
Treibende Riffs wie im Opener peitschen den Amplifier-Sound in schöner Regelmäßigkeit aus den melodischeren Parts nach vorne. In ruhigeren Passagen glänzt Sel mit seiner klaren und schönen Stimme. Dabei setzt er anscheinend ganz bewusst einen Gegensatz zu deftigen Effekt-Orgien, die nicht selten einen instrumentalen Strudel erzeugen. Amplifier packen einen musikalisch bei den Ohren. Der Weg führt dabei unweigerlich in einen Sog aus verwirrenden Instrumental-Sequenzen, furiosen Crescendi, aus dem sie selbst das ahnungslose Opfer mittels arschtretender Riffs wieder aus der Umklammerung befreien. Mitleid sozusagen.
Eine Prise Progressivität steht den Songs nie als Stolperstein im Weg, sondern entwickeln sich fast homogen aus dem Kontext heraus. Synkopierte Rhythmen wie beispielsweise nach etwa vier Minuten von "Panzer" geben dem ohnehin schon guten Track den finalen Kick. Nach diesem Schema entwickelt sich der Amplifier-Kosmos immer wieder aus simplen Riffs heraus und breitet sich als unendlich wirkendes, nach Erkundung schreiendes Terrain vor dem staunenden Hörer aus.
Dass dabei zehn von zehn Songs in der absolut obersten Qualitätskajüte beherbergt sind, setzt dem Debüt-Meisterwerk fast logisch und folgerichtig das Trippelrahmstufen-Sahnehäubchen auf. Das Debüt dieser Band als "stark" einzustufen, wäre bei weitem untertrieben. Was das Trio aus dem Stand auf die Beine stellt, ist aller Ehren wert und verdient das Prädikat 'Weltklasse'.
2 Kommentare
für mich persönlich ein meilenstein
Ein wirklich saugutes Album mit enormer Intensität !