laut.de-Biographie
Apache 207
Man muss sich gar kein großes Image konstruieren, wenn man mit einem Frame schon alles nötige kommuniziert: Da sieht man einen großgewachsenen Typen mit der Frise von Zlatan Ibrahimovic in makellosestem Hypebeast-Outfit, der eine Inliner-Spritztour durch Mannheim macht. Imposant. Dazu kommt ein nach Disco klingender Stampfer von einem Beat, ein Indianer-Kostüm und eine gekonnt gesungene Hook. Wundert keinen, dass Apache 207 in aller Munde ist.
Wäre der ganze Kerl nicht so markant, könnte er es sich auch wohl kaum leisten, sich so gar nicht zu vermarkten. So aber unterhält er sich ein Jahr nach Karrierebeginn noch immer mit keinem Presseorgan und kommuniziert auch sonst nur via Instagram. Nicht, dass er überhaupt wie ein Mann der großen Worte erscheint. Rekonstruiert man seinen Werdegang anhand seines YouTube-Kanals, ist in seinem Stil öfter als gelegentlich das Medium die Message.
Dabei startet er Juni 2018 mit einem ziemlichen Rohrkrepierer: "Kleine Hure" ist ein von Xavier Naidoo- und Ardian Bujupi-Produzent Kostas Karagiozidis geschneiderter Akustik-Pop-Song, der mit sehr wenig Witz das Sentiment des Titels nachspielt. Ein weder besonders origineller noch groß sympathischer Song, der aber klar zeigt, dass sich Apache 207 Einiges herausnehmen kann. Die starke Singstimme, das charismatische Auftreten und die Eingängigkeit der Refrains machen ihn relativ unangreifbar und darüber hinaus schnell ziemlich gefragt.
Daraufhin veröffentlicht er fast monatlich neue Musik. Jedesmal mit Video, aber jedesmal mit einem spürbar anderem musikalischen Ziel. "Sag Mir Wer" spielt erneut mit Karagiozidis einen äußerst plumpen Trick, diesmal mit der Formel des generischen Latin Pop-Songs. Erst nach der Loslösung von diesem Produzenten macht Apache wirklich sein eigenes Ding und tobt sich zunehmend mit unorthodoxeren Genres aus.
"Ferrari Testarossa" jongliert mit dem Synthwave-Genre, "Sidechickz" etabliert die Einflüsse aus Disco und Funk endgültig in seine Musik. Tanzbar, quirlig und energetisch kombiniert er hier sein Händchen für griffige Flows und Refrains mit Sound, der origineller ist, besser zu seiner ohnehin einzigartigen Erscheinung passt. Doch auch mit melodischeren Trap-Songs wie "NoNo" oder "Famous" macht er nichts falsch und beweist ein intrigantes Gefühl für Sound.
"Kein Problem" heißt der Song, der den 1997 in Ludwigshafen geborenen Rapper im April 2019 ins öffentliche Bewusstsein hebt. Es ist besagter Rollschuh-Song. Der Humor, die Bildsprache, der stampfende Beat, der Refrain. Selten flocht jemand so ernst und so gekonnt Eurodance-Einfluss in einen deutschen Rapsong ein – und es funktioniert auch noch schamlos. Was die 257ers ironisch und halbgar machen, lässt Apache 207 klingen, als sei es das normalste Stilmittel des Streetraps überhaupt.
Bei so viel Charakter und Potenzial ist es kein Wunder, dass Apache 207 schon früh entdeckt wird. Wann genau die Musik für ihn begonnen hat, ist schwer zu sagen, immerhin startet er bereits seine erste Single mit professionellem Video, etabliertem Produzenten und Vertrieb auf allen Plattformen. Bausa und das Two Sides-Label, das unter anderem auch Azet, Zuna und eben Bausa vertreibt, reklamieren den Mannheimer inzwischen als ihren Schützling. Wenn das keine Viralität verspricht, dann wohl überhaupt nichts.
Noch ohne eine Veröffentlichung im Rücken spielt Apache 207 im Rahmen des Reeperbahn Festivals 2019 im knallvollen Hamburger Grünspan. Das Publikum singt textsicher mit - auch die Single, die gerade in der Nacht vor dem Auftritt erschienen ist. Eine Platte, die dann auch genau so heißt - nämlich "Platte" - erscheint im Oktober 2019. Zwar nur eine EP, dafür spart sich Apache 207 darauf die Überhits "Kein Problem" oder "Brot Nach Hause". Die sind ohnehin schon in aller Munde.
Folgerichtig erreicht bereits Apaches Debüt-Album "Treppenhaus" im Sommer 2020 Platz eins der Charts. Mit der Single "Sad2Disco" und dem gleichnamigen Album wirft Apache das Rapper-Ding endgültig über Bord.
Als Schlagerrapper eilt er fortan von Rekord zu Rekord: Sein "Roller" überholt "Last Christmas" als Song mit der längsten Verweildauer in den deutschen Charts. Und sas mit Udo Lindenberg aufgenommener Song "Komet" hält sich im Frühjahr 2023 monatelang auf Platz eins. Das zugehörige Album "Gartenstadt" folgt im Juni.
1 Kommentar mit einer Antwort
Kleine Info am Rande. Apache 207 ist kein Mannheimer. Er kommt aus Ludwigshafen.
Spitzen-Journalismus eben...
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